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Феофил Антиохийский. Юстин Философ. Псевдо-Юстин. ZUSAMMENFASSUNG




Феофил Антиохийский

Ad Autolycum (Ad Aut. ) - К Автолику

Юстин Философ

Apologia I (Apol. I) - Апология I

Apologia II (Apol. II) - Апология II

Dialogus cum Tryphone (Tryph. ) - Диалог с Трифоном

Псевдо-Юстин

Cohortatio ad Graecos (Coh. ad gr. ) - Увещание к эллинам

Oratio ad Graecos (Orat. ad gr. ) - Речь к эллинам

Epistola ad Diognetum (Ad Diogn. ) - Послание к Диогнету (Христианский памятник II - III вв. )

 

ZUSAMMENFASSUNG

 

Das vorliegende Buch ist der erste Band der grundlegenden Forschungen des Verfassers zur " AESTHETICA PATRUM". Die Kirchenvä ter befaß ten sich - wie insgesamt die antiken und mittelalterlichen Denker - nicht ausdrü cklich mit den Problemen der Ä sthetik, da die ä sthetische Problematik erst spä ter, nä mlich in der Neuzeit, der wissenschaftlichen Untersuchung unterzogen wurde. Doch das ä sthetische Bewuß tsein, das eins von den ä ltesten Formen des Bewuß tseins darstellt, verkö rperte sich implizit in vollkommener Form im kü nstlerischen Schaffen und im Kult und drü ckte sich hinreichend in zahlreichen patristischen Werken aus. Das vorliegende Werk ist der systematischen Analyse der ä sthetischen Vorstellungen der Kirchenvä ter gewidmet. Die Notwendigkeit einer Aufarbeitung der unterschiedlichen Auffassungen der Kirchenvä ter resultiert insbesondere aus der Tatsache, daß viele ihrer Probleme, wie in der Monographie immer wieder nachzuweisen versucht wird, die Basis fü r die mittelalterlich-christliche Ä sthetik sowohl des Westens, der lateinisch sprechenden Welt, als auch der des Ostens, von Byzanz und Ruß land, bildete.

Die Einleitung legt den methodologischen Standpunkt der historischä sthetischen Studie dar, nä mlich die Auffassung, daß man die gesamte (natü rliche, gegenstä ndliche, soziale und geistige) Umwelt des Menschen, die sich irgendwie in gefü hlsmä ß ig wahrnehmbaren Formen ausdrü ckt oder (und) als Objekt der nichtutilitä ren, sich selbst genü genden Betrachtung auftritt und dem Wahrnehmungssubjekt einen geistigen Genuß verschafft, der Sphä re des Ä sthetischen zuordnen muß. Ein weiterer wichtiger methodologischer Einstieg in die Analyse der ä sthetischen Anschauungen der Kirchenvä ter bietet sich im breiten Kontext vieler allgemeiner Probleme der philosophischen und theologischen Auffassungen zur Kultur dieser komplizierten Ü bergangsperiode. Diese Problemsicht gibt die Mö glichkeit, eine Vielzahl von Fragestellungen zum Gedankengut der frü hen Christen aufzuwerfen.

Der erste Teil des Buches ist der Geisteswelt der Apologeten gewidmet. Der erste der insgesamt fü nf Abschnitte des Teiles gibt unter der Ü berschrift " Grundlegende Entwicklungstendenzen der spä tantiken Kultur und Ä sthetik" einen kurzen Ü berblick ü ber die Kultur der Spä tantike in der Periode des Entstehens und der Entwicklung des frü hen Christentums (I - III. Jh. ) Es ergibt sich von selbst, daß im Zusammenhang mit der Thematik nur bestimmte Aspekte dieser Zeit dargestellt werden konnten, die im Kontext der Gesamtproblematik stehen. So werden hauptsä chlich jene Tendenzen der rö mischen Kultur beleuchtet, die von den Kirchenvä tern besonders kritisiert bzw. vö llig abgelehnt und bekä mpft wurden. Schließ lich geht es um das Aufeinandertreffen zweier unterschiedlicher Kulturtraditionen innerhalb des rö mischen Imperiums, der griechischrö mischen und der orientalischen. Aufgezeigt werden insbesondere die inneren Faktoren dieser Synthese in der Periode des Hellenismus, die sich unter anderem widerspiegeln in den Auffassungen Philos von Alexandrien und in den erhaltenen Schriften frü her christlicher Autoren. Ein besonderes Kapitel dieses Abschnittes ist der Ä sthetik Philos von Alexandrien gewidmet, von dem sich die symbolisch-allegoretische Richtung in der patristischen Ä sthetik herleitet.

Gemä ß dem " Prinzip des breiten Kontextes" leitet der zweite Abschnitt zur Analyse der Kulturauffassungen der frü hen Kirchenvä ter ü ber. Auf Grundlage einer Auswertung praktisch aller uns ü berlieferter Texte jener griechischen und lateinischen Autoren (Justinus der Philosoph und Mä rtyrer, Tatian der Syrer, Athenagoras, Theophil von Andochien, Irenä us von Lyon, Hippolyt von Rom, Klemens von Alexandrien, Tertullian, Minucius Felix, Cyprian, Arnobius und Lachtantius) lä ß t sich erweisen, daß sie die Begrü nder einer prinzipiell neuen Kulturauffassung, nä mlich der christlichen, waren und Theoretiker einer Kultur wurden, die das Leben in Europa bis ins 20. Jh. hinein bestimmte oder mitbestimmte.

Weiter ergab sich, daß die Apologeten, ausgehend von einer tendenziö sen Kritik der antiken Kultur und dem Aufzeigen des ihrer Meinung nach unvermeidlichen Untergangs dieser Epoche, alle wichtigen Aspekte einer weiteren Entwicklung der Menschheit auf Grundlage der Evangelien durchdachten. Diese zwei Aspekte der Lehren der Kirchenvä ter - die ethische Kritik am Bestehenden und die Entwicklung einer neuen christlichen Weltanschauung - werden in der gesamten Monographie sorgfä ltig voneinander unterschieden und doch auch in ihrer Bezogenheit aufeinander dargestellt, so daß insgesamt deutlich wird, welche Elemente der Lehren aus dem geistigen Umfeld ü bernommen wurden und welche als eigener Beitrag des frü hen Christentums zum kulturtheoretischen und ä sthetischen Denken angesehen werden mü ssen.

Der zweite Teil des Abschnittes " Die philosophisch-teologische Konzeption der frü hen Patristik" entwickelt die Gedanken weiter, indem er die wesentlichen Aspekte der patristischen Ontologie, Gnoseologie und Ethik darstellt und eine Analyse des Begriffs " Held" folgen lä ß t, der sich in dieser Periode im Christentum herausbildete. Denn das frü he Christentum entwarf ein bis zu dieser Zeit unbekanntes Bild vom 'Krieger Christi', von den Krieger-Mä rtyrern, den Krieger-Bekennern, die dem Feuer und Schwert ihrer Gegner mit mannhafter Geduld, Widerstandskraft und Demut, mit dem Wort der Wahrheit und mit Tugend entgegentreten.

Der dritte Abschnitt " Die ethisch-religiö se Dominante im kü nstlerischen Schaffen" wendet sich der Problematik des Menschen, genauer der Frage nach dem frü hchristlichen Humanismus zu und zeigt, daß das Christentum, das in der Dornenkrone, im Leiden und schmachvollem Tod des Gottessohnes die Rettung der Menschen sah, einen fü r die antike Welt vö llig neuen Zugang zur Frage nach dem Sein des Menschen entwickelte. Sich an die Ideen der Stoiker und Kyniker anlehnend und entsprechend der neutestamentlichen Forderung auf Nä chstenliebe bezeichneten die Kirchenvä ter der ersten Jahrhunderte Menschlichkeit und Nä chstenliebe als die wichtigsten Prinzipien des menschlichen Zusammenlebens, erhoben also Forderungen, die bis in die heutige Zeit reichen.

Im christlichen Humanismus sieht der Autor eine wesentliche Quelle der frü hchristlichen " Ä sthetik der Verneinung", deren Wesen in der mehr oder weniger konsequenten " Enthü llung" und Verneinung praktisch aller entscheidenden Bestandteile der heidnischen kü nsthlerischen Kultur besteht. In drei Kapiteln versucht er deutlich zu machen, wie trotz dieser allgemeinen Grundhaltung die Kirchenvä ter die einzelnen Kunstgattungen - darstellende Kunst, Rhetorik, Theater - doch unterschiedlich bewerteten. Er gelangt zu dem Schluß, daß die Ä sthetik der Verneinung (der frü hen Christen) von keinem globalen Antiä sthetizismus zeugt, sondern von einem anderen fü r die Antike nicht traditionellen Verstä ndnis der ä sthetischen Problematik. Den Christen schien es vor allem notwendig, sich von der antiken Emotionalitä t und Affektivitä t in der Kunst zu distanzieren, um von neuem, von der Struktur der neuen Ä sthetik her, zu ihr wieder zurü ckzukehren. Am Ende des dritten Abschnittes zeigt er, wie auf Grundlage der negativen Beziehung zur antiken Kunst im frü hen Christentum die Idee von der Notwendigkeit einer neuen, christlichen Kunst heranreifte, entsprechend dem Interesse der neuen Weltanschauung.

Der vierte Abschnitt der Monographie " Die neue ä sthetische Problematik" zeigt, daß die eigentlichen ä sthetischen Anschauungen der Patristik in vielerlei Hinsicht im Dienst und in Abhä ngigkeit von der christlichen Schö pfungslehre standen. Das Verstä ndnis der Welt als Werk eines gö ttlichen Kü nstlers fü hrte dazu: das Schaffen des menschlichen Kü nstlers sehr hoch zu bewerten; den Kü nstler hö her einzuschä tzen als das Werk seiner Hä nde; die Schö nheit und nicht den Nutzen als Grundlage des schö pferischen Aktes anzusehen; die Sphä re der geistig-moralischen Vervollkommnung des Menschen mit der ä sthetischen zu verbinden.

Als ä sthetisches Problem stellten die christlichen Denker die Fragen nach dem Schö nen und nach dem Bild. Die Idee der Schö pfung der Welt durch Gott aus dem Nichts zwang die frü hen Christen, das Schö ne in bezug auf die Welt und den Menschen neu zu durchdenken. Da fü r die Christen die Welt das Werk eines gö ttlichen Kü nstlers war und der Mensch ihnen als Gipfel der Schö pfung erschien, galt ihnen im Gegensatz zu den Platonikern und orientalischen Denkern das natü rliche Schö ne der sichtbaren Welt und vor allem die natü rliche Schö nheit des Menschen als hö chster ä sthetischer Wert des Seins. Diesen stellten die Apologeten jedem beliebigen " kü nstlerischen" Schö nen gegenü ber, wie es im " heidnischen" Rom kultiviert wurde, so insbesondere der dekorativ-angewandten und der darstellenden Kunst. Hö her als jedes sichtbare schö ne bewerteten die Kirchenvä ter das moralisch-geistige Schö ne. Dieses war ihrer Meinung nach besonders charakteristisch fü r Christus und die Mä rtyrer, die ihr Leben fü r den christlichen Glauben ließ en. In den Tugenden sahen sie den hö chsten Ausdruck menschlicher Schö nheit. In diesem Zusammenhang kommt dem Verstä ndnis des Hä ß lichen eine besondere Funktion zu. Im vorliegenden Werk wird gezeigt, daß das Hä ß liche auftritt als besondere Kategorie, die dem Schö nen nicht entgegengesetzt wurde, aber eine gewichtige Zeichenfunktion besaß und in einer Reihe mit solchen Kategorien wie der des Symbols oder des Zeichens stand.

Weiter wendet sich der Autor dem Problem des Bildes in der frü hchristlichen Ä sthetik zu. Da die Welt und alle Schö pfung der menschlichen Hä nde von den Kirchenvä tern der ersten Jahrhunderte als ein System von Rä tseln, Symbolen und Bildern verstanden wurde, die jeweils eine gewisse geistige Realitä t ausdrü cken, erarbeiteten sie eine interessante Theorie des bildhaft-symbolischen Ausdrucks. In der Eikonologie der Apologeten werden drei Gruppen von Bildern unterschieden: mimetische (nachahmende, gegenstä ndlich-plastische), symbolisch-allegorische und zeichnenhafte, die sich voneinander unterscheiden durch den Charakter, durch ihre Beziehung zum widergespiegelten Objekt und durch den Grad der Ä hnlichkeit. Auch wird darauf aufmerksam gemacht, daß nicht alle Apologeten ü berzeugt waren, daß Bilder geistige Inhalte ausdrü cken kö nnen. So haben denn bestimmte Vertreter der frü hen Patristik eine geistige Grundlage fü r die bilderfeindlichen Bewegungen im Mittelalter gelegt.

Im 5. Abschnitt " Das Ä sthetische in der ersten systematischen christlichen Dogmatik" werden hauptsä chlich die ä sthetischen Ansichten von Origenes und Dionysios, eines der Nachfolger des Origenes in der alexandrinischen katechetischen Schule, untersucht. Die Analyse von Texten des Origenes brachte den Verfasser zur Ü berzeugung, daß ä sthetisches Bewuß tsein und ä sthetische Erfahrung (freilich unreflektiert) eine wesentliche Rolle beim Ausformen der christlichen Erkenntnistheorie und der Lehre vom Sein spielten. Dies gilt besonders dann, wenn sich das diskursive Denken als ungenü gend erwies beim Ausdrü cken tiefer Seinswahrheiten. So wurde die ä sthetische Erfahrung zu einer Hilfe fü r das formal-logische Denken des ersten christlichen Systematikers und spä ter vieler anderer Kirchenvä ter. Im Abschnitt wird die theologisch-ä sthetische Bedeutung der symbolisch-allegorischen Methode in der Exegese des Origenes und die Bedeutung einiger vom ihm erarbeiteter Symbole fü r die mittelalterliche Kultur aufgezeigt (z. B. das Verstä ndnis von der Arche Noes als einer Bibliothek geistiger und geistlicher Bü cher). Dort wird auch das Verstä ndnis des Origenes von den Grundkonzepten christlicher Kultur wie Weisheit, Bild, Ä hnlichkeit usw analysiert.

Der zweite Teil dieses Bandes widmet sich der Ä sthetik des hl. Augustinus, des grö ß ten Representanten lateinischen Patristik, der die Tradition der Apologeten im Westen fortsetzte. (Sein geistiger Weg ging ä hnlich dem Weg vieler frü her Apologeten vom Heidentum zum Christentum, und " De Civitate Dei" ist die letzte groß artige Apologie des Christentums). Beim Studium des ü beraus reichen literarischen Erbes dieses Geistesmannes kam der Verfasser zu der Ü berzeugung, daß die philosophischen und ä sthetischen Auffassungen des Aurelius Augustinus in der komplizierten Ü bergangsperiode von der Antike zum Mittelalter eine besondere Bedeutung erlangten. In vielerlei Hinsicht stellten sie ein Bilanz der antiken Philosophie und Ä sthetik und ihrer Entwicklung dar, wiesen jene neuen Wege, auf denen sich dann das philosophisch-ä sthetische Denken des Mittelalters bewegte.

Die Analyse der ä sthetischen Auffassungen des Aurelius Augustinus zeigt, daß wir hier einem komplizierten ä sthetischen System gegenü berstehen. Dieses ist insgesamt einheitlich und in sich auch ausreichend stabil, aber in Einzelheiten enthä lt es auch Widersprü che und hat in bestimmten Momenten eine Weiterentwicklung erfahren. Ohne Zweifel ist es innerhalb der antiken und patristischen Ä sthetik das vollstä ndigste und am weitesten entwickelte System. Dies ist nicht zufä llig! Eine Reihe objektiver und subjektiver Faktoren begü nstigten das Entstehen dieses Systems, von denen einige im Folgenden aufgezeigt werden sollen. In der geistigen Kultur der Spä tantike zur Zeit des Augustinus ü berwogen nichttraditionelle Wege und Formen des Weltverstä ndnisses. Man suchte die Wahrheit nicht mit Hilfe der Naturwissenschaften und der Philosophie, sondern auf Wegen religiö ser, mystischer und " ü bervernü nftiger" Erfahrung. In dieser Atmosphä re gewann die emotional-ä sthetische Einstellung zur Welt besondere Bedeutung. Augustinus war mit einer besonderen ä sthetischen Aufnahmefä higkeit begabt. Auß erdem kannte er sehr gut, wenn auch nicht immer aus erster Hand, die grundlegenden ä sthetischen Konzeptionen der Antike des Westens sowie des Ostens. All dieses fü hrte ihn dazu, sich hä ufig mit ä sthetischen Problemen zu beschä ftigen. Sie sind bei ihm oft ein sehr wichtiger Teil seiner philosophischen Theorie (und zwar genau dort, wo man keine befriedigende Lö sung mit Hilfe diskursiven Denkens finden konnte), was schließ lich auch zum Entstehen eines eigenstä ndigen ä sthetischen Systems fü hrte, obwohl er selbst natü rlich dies nicht eigentlich beabsichtigt hatte.

Das ä sthetische System des Augustinus ist ein theozentrisches und stellt einen wichtigen Teil seines allgemeinen Weltbildes dar. Im Zentrum seiner Ä sthetik steht die absolute Schö nheit, aber auch als das absolute Gute und die absolute Wahrheit: Gott ist der groß e Kü nstler, der alles nach den Gesetzen der Schö nheit geschaffen hat; deshalb trä gt in der Welt alles - als materielles und als geistiges - Gottes Spur in sich. In der ontologischen Hierarchie tritt das Schö ne als eines der Hauptmerkmale des Seins auf. Das Hä ß liche zeugt von der Abwesenheit der Schö nheit und entsprechend des Seins. Es ist verstä ndlich, daß die geistige Schö nheit in diesem System eine hohe hierarchische Stufe inne hat. Alles Gesagte trifft in gleichem Maß e auf das Universum, auf die Gesellschaft und auf den einzelnen Menschen zu.

In der real existierenden menschlichen Gesellschaft ortet Augustinus wegen der gegenseitigen Verflechtungen der beiden Reiche (civitas) komplizierte Konflikte. Der Weg ü ber die Stufe der Schö nheit ist seiner Ansicht nach einer der wichtigsten zur geistigen Vollkommenheit, zum ewigen seligen Leben. Der Zustand der Seligkeit erscheint bei Augustinus im Grunde genommen als die hö chste Stufe des ä sthetischen Genusses. Dieser ist ein Zustand unendlichen, unbeschreiblichen Frohlockens und Freude des Geistes; den hö chsten emotionalen geistigen Genuß aber sieht er in der absoluten Selbstlosigkeit, die ein Fehlen auch des geringsten Strebens nach utilitaristischem Genuß besteht. Dieser Zustand ist im System des Augustinus das wichtigste und hö chste Ziel menschlichen Strebens, der Gegenstand aller seiner Trä ume. Die Seligkeit ist nach Augustinus nicht nur eine hohe Stufe menschlichen Seins (im zukü nftigen Zeitalter), das wü nschenswerte Ergebnis seiner Erkenntnistä tigkeit; sie ist der Zustand hö chsten, selbstlosen und absoluten Wissens um die Wahrheit. Obwohl Augustinus vielleicht in seiner Jugend und wegen der bekannten Mangelhaftigkeit der lateinischen Philosophie seiner Zeit ein konsequenter Anhä nger der Ratio war und an deren fast grenzenlose Mö glichkeiten auch noch in Ausü bung seines Amtes als Bischof unverbrü chlich glaubte, verstand er die hö here Stufe des Wissens (die vita beata) als einen ü ber das Vernü nftige hinausgehenden Zustand. Von hier wird auch der Platz der Liebe in seinem System als der wichtigste existenzielle und gnoseologische Faktor verstä ndlich. Er ging davon aus, daß die Menschen in der Regel das Schö ne lieben. Wie Augustinus klar sah, ist aber die Welt nicht nur mit schö nen und guten Dingen angefü llt. Darum kam er zur Erkenntnis von der globalen Regulierbarkeit (hier sieht er das schö ne Werk Gottes) der positiven und der negativen Erscheinungen in der Welt, und in dieser Hinsicht ist er der erste Denker in der Geschichte der Philosophie, bei dem wir auf ein Nachdenken ü ber dialektische Wechselbeziehungen zwischen allen natü rlichen und sozialen Erscheinungen stoß en. Fü r das Verstä ndnis der Ä sthetik ist wichtig, daß Augustinus das Gesetz vom Kontrast und von der Gegenü berstellung als Norm erkannt hat, auf deren Grundlage die Harmonie der Welt beruht.

Die grundlegenden strukturellen Gesetzmä ß igkeiten des Universum lassen sich bei Augustinus fast vollstä ndig auf eigentlich ä sthetische Gesetze zurü ckfü hren. Es sind dies vor allem Gesamtheit und Einheit, sodann Zahl und Rhythmus, die die Basis einer jeden Form bilden, weiterhin Gleichheit, Abbild, Ü bereinstimmung, Angemessenheit, Symmetrie und Harmonie. Alle diese Gesetzmä ß igkeiten liegen auch den Kü nsten zugrunde. Wie Gott die Welt nach den Gesetzen der Schö nheit schuf, so bemü ht sich auch der menschliche Kü nstler, seine Tä tigkeit auf derselben Basis zu begrü nden. In seinem Verstand, in dem „Kunst" enthalten ist, existiert die Gesamtheit der Gesetze der Schö nheit, auf deren Grundlage der Kü nstler konkrete Werke schaffen muß. Der Hauptinhalt der Kunst ist die Schö nheit. Den Wert der Kunstwerke bestimmt Augustinus nach dem Maß ihrer Schö nheit, in wieweit durch sie Schö nheit ausgedrü ckt wird. Augustinus verneint nicht die mimetische Funktion der Kunst, bewertet aber die „Nachahmung" (faktisch den Ausdruck) der geistigen Schö nheit hö her. Deshalb stehen ihm zufolge die Musik und die Kunst des Wortes auf einer hö hren Stufe als die darstellende Kunst oder die Kunst der Bü hne. Alle Kü nste mü ssen nach Augustinus zum unmittelbaren Erfassen dieser oder jener Stufe der Schö nheit befä higen bzw. zu einem bestimmten geistigen Wert, insbesondere dem philosophisch-religiö sen hinfü hren. Dies kö nnen die Kü nste entweder dem Weg der unmittelbaren emotional-ä sthetischen Einwirkung auf das Wahrnehmungssubjekt (z. B. in Form der Jubilatio in der Musik) oder mit Hilfe ihrer Funktion als Zeichen bzw. Symbol bewirken. Seine Auffassung von diesen Fä higkeiten der Kü nste fü hrte Augustinus zu einer detaillerten Ausarbeitung einer Zeichentheorie und zu Forschungen auf dem Gebiet der ä sthetischen Wahrnehmung, d. h. zur Ausarbeitung der beiden wichtigsten und originellsten Konzeptionen in seiner Ä sthetik.

So ist Augustinus, ohne es vielleicht selbst gewollt zu haben, der erste in der Geschichte das ä sthetischen Denkens, bei dem sich ein einheitliches ä sthetische Inhalt (die Schö nheit), das ä sthetische Subjekt, die Prozesse der ä sthetisches System einschließ lich aller grundlegenden Komponenten dieses Systems nachweisen lä ß t: das ä sthetische Objekt (Natur und Kunst), der ä sthetische Inhalt (die Schö nheit), das ä sthetische Subjekt, die Prozesse der ä sthetischen Wahrnehmung (und des Urteilens) und jene des ä sthetischen Schaffens. Diese Komponenten sind in seinem System nicht von mechanischer Art (wä re es so, wü rde im Grunde niemand darü ber sprechen); sie stellen reale wechselseitige Zusammenhä nge und komplizierte Beziehungen dar. Darin besteht die wichtigste historische Bedeutung der Ä sthetik des Augustinus; sie ist der eingehenden Beachtung wert.

Noch zu Lebzeiten Augustinus fiel Rom, und damit wurde die lange Linie ä sthetischen Denkens, die zu Augustinus hinfü hrte, im Westen fü r lange Zeit unterbrochen. Die Spuren ä sthetischen Denkens, des antiken und auch des neuen augustinischen, wurden schnell verwischt. Deshalb fand Augustinus keinen direkten Nachfolger, der sein Denken fortgesetzt hä tte. Erst als die mittelalterliche Ä sthetik voll entwickelt war, nahm sie seine Ideen auf und entwickelte viele von ihnen weiter. Doch kennt das Mittelalter keinen Denker, der ein vollstä ndigeres ä sthetisches System entwerfen hatte als Augustinus. Die Ä sthetik des Augustinus blieb Norm und Vorbild, und wir stoß en im kü nstlerischen Denken des gesammten Mittelalters auf viele seine Ideen. Ü berdies behalten einige seine Ideen (z. B. Aspekte seiner Zeichentheorie, seine Lehre vom Mechanismus der ä sthetischen Wahrnehmung und des ä sthetischen Urteilens, seine Ü berlegungen zu strukturellen Gesetzmä ß igkeiten der Schö nheit und der Kunst, insbesondere das Gesetz des Kontrastes usw. ) ungebrochene Bedeutung bis in unsere Tage.

 

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