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Albumblatt für Elise.. Die Fiebermuse.




Albumblatt fü r Elise.

 

Mein Erstling du, meine Blonde, Frü hlingbekrä nzte! Aus dem Frü hlingsbilde des Sandro Botticelli blickst du mich zuweilen an, mit den vergessenen Zü gen.

In einem unvergesslichen Frü hsommer, zur Zeit meiner ersten Lieder, war parkü berschattet wenig Tage lang eine selige Nä he um mich, ein auferstandener Traum, mit unfassbarem Traumgesicht, flü chtig und schwer mit Namen zu nennen. Und das warst du. Ohne Vorher und Hernach, wie ein einziger, niemals wiederkehrender Strahl glü ckfarben gebrochenen Lichtes — ich weiss nur noch, du hattest hellrote Mä dchenlippen, du trugst einen schweren Bund blonden Haares und hattest eine zä rtlich milde Liederstimme. Und hiessest Elise.

Du Fee! Du Blü te, du Leichte, Kö rperlose! Du gleitest ü ber den ausgespannten Teppich meiner jugendlichsten Glü cksträ ume wie eine lind bewegte Musik, oder wie eine duftende Erinnerung, oder wie der Geist einer verklä rten, tiefgrü ndigen Jugendzeit. Nimm meinen heimlichen Gruss! Nimm den Feiertagszauber jener Sommerfeste im Park, und den Schatz meines Andenkens an alle Mä rchen jener Zeit! Nimm, was meine verschwenderische Jugend hat, die verwunschenen Kleinode von Trä umen, ü ber denen jene versunkenen Junihimmel in fabelhafter Blä ue lohten!

Nimm auch noch, Prinzessin, ein Lied von mir! Ich fand es dort, wo unser Tannenschlag endet und der Buchenhochwald der Berthaburg beginnt, auf der Bachbank, ü ber unsrem durch den Waldrand leuchtenden Kornblumenfelde. Es ist das frü heste meiner Lieder, dessen ich mich zu erinnern vermag.

Der Zeller Hirt treibt heim. Der laute Bach

Stü rzt dunkle Wasser den besonnten nach.

Die Ferne raucht; die ganze Welt liegt weit.

So mö cht’ ich stehen ein’ und alle Zeit.

So steh’n und hold mit Trä umerblicken schaun

Lustwandeln dich, du schö nste aller Fraun.

Da nahst du dich. Ich berge mein Gesicht

Von Thrä nen heiss. Du aber weisst es nicht.

Die Fiebermuse.

 

Meine Fiebermuse ist heute bei mir. Sitzt ruhig und hä lt sich stille, da doch sonst Gassenlaufen und Vagieren ihre Art ist. Sie hat eine Anwandlung, zu sitzen und mir zu schmeicheln wie vor Zeiten, da wir beide noch liebe Brautleute und Blondkö pfe gewesen sind. Sie lehnt im tiefen Polsterstuhl, hat den Kopf zurü ckgelegt und hä ngt mit ihrem Blick an mir, mit dem blassen, allwissenden, fiebernden, der ihr seit vielen Jahren eigen ist. Dieser Blick ist ü ber vielen meiner Nä chte gewesen seit jenem ersten Jugendraub unserer Liebe, da wir beim Flackerlicht verbrennender Knabenlieder meinen Gö ttern Hohn sprachen und unsern Weg durch ewige Wildnisse zu nehmen uns gelobten.

Dieser Blick weiss von allem, was verborgen, tief und keimend ist, er erbricht alles Knospende und schä ndet jede Heimlichkeit. Jenseits entgö tterter Tempel und verwelkter Liebesgä rten erst beginnt dieser Blick das Spiel der Frage und Antwort und Gegenfrage, er fiebert nach Geheimnissen, welche nie ein anderes Auge erforscht hat.

Wir haben meine Seele ergrü ndet und sind bis dahin gestiegen, wo Horchen Mord ist. Wir waren mit scharf geschliffenen Augen ü berall, wo brechende Farben und zerrinnende Laute sind, und waren begierig, die Gesetze des Zufalls zu finden. Die entgleisenden Wellen sterbender Tö ne und die blassen Irislichter sterbender Farben haben wir geliebt, und alle Grenzpunkte, wo Zittern war, und Zweifel, und Agonie.

Aus brechenden Zittertö nen und flü chtigen, irisschimmernden Fieberfarben erbauten wir unsre Welt, unsre wunderbare, unbegriffene, unmö gliche Welt. Meine Muse aber wurde blass und hager, und schö ner von Traum zu Traum. Wenn sie in meinen Gedanken sich spiegelt, berü ckt ihr blasses Bild mit der Schlankheit der zarten Glieder, mit den schweren Hä ngelocken, mit den adligen Hä nden und Gelenken, und mit dem tiefblutroten Munde. Zu allen Zeiten haben wahnsinnige Maler in Augenblicken ü berirdischer Empfä ngnis solche Bilder geträ umt und mit verzaubertem Pinsel die flü chtigste Oberflä che glä nzender Farben in scheuen, ahnenden Linien ä ngstlich erprobt. Ein solches Bild, in scheuer Entrü ckung erschaut, verfolgte die silbernen Trä ume jenes Sandro Botticelli, und lockte aus ihm eine feine, wunderbare Kunst, und trieb seine verfeinerte Hand von Bild zu Bild, bis ihm Pinsel und Finger zerbrach.

Meine Muse lä chelt, wenn sie sich seiner erinnert. Sie ist hinter ihm gestanden und lockte durch ihren Blick aus seinen Bildern die flü chtige Glut sehnsü chtiger Lippen und Augen. Sie lockte seine Kunst von Bild zu Bild, bis ihm Pinsel und Finger zerbrach. Mir aber erzä hlte sie von ihm und erklä rte mir die unerhö rten Wü nsche seiner brennenden Seele, und fü hrte mich durch die sich schneidenden Kreise seiner hageren Dantebilder.

In anderen Stunden lehnte sie neben der schmä chtigen Gestalt eines kranken Klavierspielers und reizte seine geschmeidigen Finger nach dem Zartesten zu tasten, und lehrte ihn feine, brechende Klä nge, die das klopfende Herz und den raschen Atem des Hö renden in ihre schwermü tig wilden Takte zwingen. Diesen schmä chtigen, kranken Chopin lockte sie von Reiz zu Reiz, sie lehrte ihn sein Herz belauschen und deuten und lehrte sein Herz in zitternd bewegten Takten schlagen, bis es in Mü digkeit und Sehnsucht vor dem treibenden Stachel erlag. Mir aber erzä hlte sie von ihm, liess mein Herz in seinen mü den, stachelnden Rhythmen schlagen und lehrte mich mein Herz belauschen und deuten.

Nun sitzt sie hinter mir, spricht leise zu mir, und schmeichelt, und hü llt mich in ihren blassen, allwissenden Blick. Sie lockt meine Heimlichkeiten aus ihren Verstecken und entzü ndet meine Wü nsche zu farbigen Spielen. Diese Muse tastet an das Zittern meines Blutes, und stachelt mein durstiges Auge von Sehnsucht zu Sehnsucht und lä chelt dazu, bis mir Blick und Herzschlag zerbricht.

Als sie zum ersten Male zu mir kam, trug sie schwarze Kleider und liebte Rieselbä che in spä tsommerfarbnen Gehö lzen und Schaukelkä hne an laubü berwö lbten Seerä ndern. Da hing zitternd mein Herz am zerrissenen Faden einer knabenhaften Liebe, da rief meine Sehnsucht einen lieblichen Namen in widertö nende Wä lder, und meine Liebe wiederholte zä rtlich in Flü sterlauten ein trauriges Liebesgesprä ch.

Damals kam meine Fiebermuse zu mir, an einem silbernen Bach, spielte Freundschaft mit mir und gab mir die schwarze Laute zu schlagen. Dann half sie mir ein verbotenes Schloss erbauen, das rote Liebesschloss, vor dessen Fenstern wir im Dunkeln froren, wä hrend Hochzeiten und klingende Feste hinter seidenen Gardinen lä rmten und gelä utete Krystallbecher und fiebernde Geigenreigen. Sie zog Schleier und keusche Decken von der Schatzkammer meiner Seele, sie reizte mein Auge und erweckte in mir eine plagende Begierde, Schlö sser und fabelhafte Herrlichkeiten zu bauen und mich im Golde zu spiegeln. Wir schufen rote, flackernde Mä rchen, Lustgä rten und Wildnisse, und bevö lkerten sü dliche Landschaften mit schlanken, fü rstlichen Wandelpaaren.

Ich lernte meine Traurigkeit in lassen Verstakten wiegen und in dunklen Reimen spiegeln. Ich lernte spitz zulaufende Jambengä nge fü gen und schwere Versbrü cken, deren Pfeiler dunkle Molosser waren. Darauf begannen wir Fabeln zu ersinnen, in welchen alles Leben umgewendet war wie in einem Hö llenspiegel, geborene Greise, welche sich jung lebten und am Ende als Kinder ä ngstlich dem Ende ins Auge sahen, unselige Liebesschicksale und Geschichten, die voll von Grausamkeiten waren.

Spä ter, nachdem ich in einer Angstnacht meiner Muse in Untreue entlaufen war und mich auf die grü nen Plane der Sonnenseite geschlagen hatte, kam sie noch manchmal, wie heute, und fü hrte mich durch geisterbleiche Nä chte, und heftete das schö ne, allmä chtige Auge voll List und Liebe auf mich, begierig, die grausame Wollust unserer frü heren Trä ume zu erneuern.

Oft auch sehen wir uns verstä ndig und traurig an wie geschiedene Liebende und wissen nicht, wer von uns der Dieb oder der Bestohlene ist. Dann ö ffnet sie leis die blutroten Lippen, regt die Hand und beschwö rt in mir das Bild des fensterroten Liebesschlosses und das verzweifelte Jauchzen lustgestachelter Geigenreigen. Sie sieht auch jetzt, was ich geschrieben habe, und seufzt, und hat den bleichen Tod im Blick.

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