DIE ZEIT:[…] Wie viel Zeit haben Sie in dieser Woche mit Ihren Kindern verbracht?
DIE ZEIT: […] Wie viel Zeit haben Sie in dieser Woche mit Ihren Kindern verbracht? B. H.: Viel weniger als mit Arbeit. Ich bringe meine Tochter morgens um acht Uhr in den Kindergarten, und abends sehe ich sie selten vor sieben, halb acht. N. V.: […] Zu Hause war ich diese Woche gar nicht. […] Das ist aber die Ausnahme. Normalerweise bin ich nur an drei Tagen in der Woche nicht zu Hause. J. F.: Ich arbeite 80 Prozent und versuche, die Kinder so gegen 16 Uhr aus der Kita und dem Hort abzuholen. Zweimal in der Woche arbeite ich lä nger, da unterstü tzen uns die Groß eltern. P. K.: Ich arbeite Vollzeit, genau wie mein Mann. Wir sehen zu, dass einer von uns um 19 Uhr zu Hause ist. […] ZEIT: Dieses Lebensmodell, nicht nur Kinder haben zu wollen, sondern die Karriere in vollem Umfang noch dazu – wie akribisch haben Sie das geplant? N. V.: Ich glaube nicht, dass man das planen kann. Mir war immer klar, dass ich beides will, das schon. […] Aber solche Vorstellungen umzusetzen, das hat ja mit viel mehr Faktoren zu tun. Ganz entscheidend: Finde ich einen Mann, der meine Lebensplanung teilt? […] B. H.: Ich hatte lange Zeit keinen Mann, mit dem ich ein Kind hä tte bekommen kö nnen. Ich […] habe einfach mit Vollgas Karriere gemacht. Dann traf ich meinen Mann. Wir haben erst mal die Zweisamkeit genossen, und dann kam das Kind. J. F.: […] Man geht in die Schule, macht ein Studium, erlernt einen Beruf, ist eine eigenstä ndige Person. Und dann kriegt man ein Kind und soll plö tzlich nichts anderes mehr machen, als sich darum zu kü mmern? Das war fü r mich nie im Entferntesten eine Option! Dann habe ich in einer Kanzlei gearbeitet und war in meinem Bü ro irgendwann die einzige angestellte Anwä ltin mit Kindern. ZEIT: Wo waren die anderen? J. F.: Nicht mehr da. […] In einem solchen Umfeld haben Sie als junge Mutter keinen Ansprechpartner. […] Sie stehen ü berwiegend Mä nnern gegenü ber, die sich in Ihre Lage nicht hineinversetzen kö nnen […], weil bei ihnen im Hintergrund die Frau alles abdeckt, die Kinder, den Haushalt. Und dann denken diese Chefs, das Problem sei nur die Vereinbarkeit, und bieten Teilzeit an. ZEIT: Das ist es aber nicht? J. F.: Es geht doch auch um Inhalte! Wenn die Frauen nach dem Wiedereinstieg das Gefü hl haben, man setzt sie einfach irgendwohin, obwohl sie schon einiges an Berufserfahrung haben, dann fü hlen sie sich entwertet. Aber wenn sie merken, der Chef hat sich was ü berlegt, bietet ihnen trotz reduzierter Arbeitszeit Aufstiegschancen an, dann sind sie motiviert. […] P. K.: […] Extrem wichtig ist es, von Anfang an den Partner einzubeziehen. Denn in der Tat ist das, was wir hier machen, ohne Partner oder Netz und doppelten Boden kaum zu schaffen. ZEIT: Ihre Mä nner packen also mit an? B. H.: Mein Mann ist in der Regel unter der Woche unterwegs. Natü rlich ü bernimmt er Aufgaben, wenn er da ist, aber das ist nicht planbar. Aber es geht auch so. […]
N. V.: Bei uns ist mein Mann derjenige, der die Familienfä den zusammenhä lt. Er arbeitet genauso viel wie ich, ist aber etwas flexibler. Die Terminabsprache ist ein wichtiger Bestandteil unseres Sonntagabendgesprä chs. Wer ist wann wo? P. K.: […] Mein Mann macht alles, was mit Kü che, Einkaufen und Fuß ballverein zu tun hat. Ich koordiniere die Kinderbetreuung und die Schulsachen. Konflikte gibt es bei Themen, die auß erhalb der Alltagsroutine liegen […]. DIE ZEIT: Wie gehen Sie mit der Frage um: Ist das ü berhaupt gut fü r mein Kind? B. H: […] Ich weiß, dass meine Tochter sich wü nscht, dass ich manchmal mehr Zeit fü r sie hä tte. Also versuche ich das zu kompensieren. Wenn wir zusammen sind, bin ich vielleicht intensiver Mutter als viele andere, die sehr viel mehr Zeit mit ihrem Kind verbringen. […] P. K.: […] Wenn ein Vater die Entscheidung trifft, Vollzeit zu arbeiten, wü rde ihm niemand Egoismus unterstellen. Jeder wü rde sagen: „Der sorgt fü r die Familie. “ Ich wehre mich dagegen, dass das Arbeiten von Mü ttern allein der Selbstverwirklichung dient. Es trä gt genauso zum Familieneinkommen bei, und ich kenne nicht wenige Fä lle, in denen die Frauen die Hauptverdiener in der Familie sind. […] ZEIT: […] Was passiert, wenn in diesem komplizierten Gefü ge, das Sie sich geschaffen haben, einer nicht mehr funktioniert - das Kind, die Kita, das Au-pair oder Sie selbst? […]. P. K.: Wir standen […] schon mal plö tzlich ohne Kinderfrau da. Von einem Tag auf den anderen musste ich vier Wochen lang Homeoffice machen. Aber da zeigt sich die Flexibilitä t auf beiden Seiten: In meinem Job muss ich gelegentlich auch mal ein Wochenende durcharbeiten oder eine echte Abend- oder sogar Nachtschicht einlegen. Da biete ich Flexibilitä t. Aber ich fordere sie auch ein. Ein guter Arbeitgeber beharrt nicht auf starren Anwesenheiten. ZEIT: Beschweren sich die Kinder denn nie, dass Sie so wenig zu Hause sind? P. K.: Wir haben eine Vereinbarung, dass ich nicht mehr als zwei Abendtermine pro Woche habe. Wenn es mehr sind, beschweren sie sich. Dann gleiche ich das in der nä chsten Woche wieder aus. N. V.: […] Ich darf nicht sagen: „Ich bin zum Abendessen da“, und dann nicht kommen. […] Aber wenn ich sage: „Ich bin jetzt drei Tage nicht da, aber am Donnerstag komme ich zurü ck“, dann kö nnen sie damit gut umgehen. […] B. H.: Ich versuche, zu den wichtigsten Veranstaltungen da zu sein. Zu Auffü hrungen im Kindergarten oder beim Vorspielen. Selbst wenn es um zwei Uhr nachmittags ist. Dann lasse ich alles stehen und liegen.
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