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Die Modalverben mit deontischer (objektiver) Bedeutung




Die objektive (deontische) Modalbedeutung können folgende Modalverben ausdrücken: können, müssen, sollen, dürfen, brauchen, lassen. Ein Sonderfall der deontischen Modalität ist die so genannte voluntative Modalität, die die Modalverben wollen und möge n (in der Form des Konjunktivs möchte) ausdrücken.

11.4.1. Die Modalverben müssen und sollen

Beide Verben bezeichnen die Notwendigkeit:

Müssen bedeutet, dass sich der Handlungsträger (Akteur) der Notwendig-keit seiner Handlung bewusst ist. Müssen drückt stets einen „inneren Zwang“ aus, der verschiedene Gründe haben kann:

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• jemand empfindet etwas als Pflicht

Ich muss heute unbedingt meinen kranken Freund besuchen.

• jemand empfindet etwas als eine unangenehme, aber unausweichliche
Verpflichtung, einen zwingenden Umstand u. dgl.

Ich bin krank und muss leider noch ein paar Tage im Bett bleiben.

• etwas ist eine Regel, Gewohnheit u. dgl.
Kinder müssen heute zu Hause bleiben.
Freitags muss Kurt gewöhnlich viel arbeiten.

Sollen bedeutet, dass jemand dem Handlungsträger etwas befohlen,

empfohlen bzw. ihn um etwas gebeten hat. Sollen drückt einen „fremden

Wunsch“ aus, dem der Handlungsträger folgt.

Ich soll meinen Bericht bis Freitagabend vorbereiten.

Gestern sollte Herr Kunze seinen Abteilungsleiter sprechen.

Nächstes Mal sollen Sie etwas pünktlicher sein!

Beachten Sie!

1. Wenn Sie über eine Handlung sprechen, die Sie selbst ausführen, können
Sie zwischen müssen und sollen wählen. Manchmal ist ein synonymischer
Gebrauch möglich – wenn z. B. fremder Wunsch und Ihre eigene
Vorstellung zusammenfallen.

Morgen muss/soll ich meinen wissenschaftlichen Betreuer sprechen. (= Morgen habe ich einen Termin mit meinem wissenschaftlichen Betreuer und soll deshalb zu ihm gehen – und gleichzeitig: Ich habe viele Fragen, die ich morgen mit meinem wissenschaftlichen Betreuer besprechen muss.)

2. Wenn Sie aber über eine Handlung sprechen, die eine andere Person in
Ihrem Auftrag ausführen wird, ist in jedem Fall sollen zu bevorzugen.
Andernfalls können Sie Ihren Gesprächspartner beleidigen.

Herr Weber, Sie sollen diesen Brief möglichst heute noch einstecken, damit er spätestens übermorgen in Berlin ist.

Dieselbe Regel gilt auch für den Fall, wenn Sie jemanden im Auftrag dritter Personen um etwas bitten.

Herr Weber, Frau Kunze hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, dass Sie diesen Brief möglichst heute einstecken sollen.

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3. Wenn Sie jemanden um Ratschlag bitten bzw. seine Meinung wissen
wollen, verwenden Sie lieber sollen.

Was meinen Sie, was soll Peter in dieser Situation unternehmen? Können Sie mich daran erinnern, wann ich zu Ihnen kommen soll?

4. Wenn aber die Entscheidung einzig und allein von Ihnen abhängt, ist
müssen zu bevorzugen.

Ich muss nun die schnellste, aber auch die beste Lösung dieses Problems finden!

5. Wenn Sie von jemandem erzählen, der etwas tut bzw. sich für etwas
entscheidet, wählen Sie zwischen müssen und sollen!

Dabei gilt die allgemeine Regel: Liegt die Entscheidung bei dem Akteur selbst, wird müssen verwendet; hängt dagegen die Handlung von einer anderen Person ab, gebraucht man sollen.

Frau Ebert hat eine Kreislaufstörung und muss regelmäßig Ihren Blutdruck messen.

Der Arzt hat Frau Ebert gesagt, dass sie eine Kreislaufstörung hat und deshalb ihren Blutdruck regelmäßig messen soll.

Auch hier ist synonymischer Gebrauch von müssen und sollen möglich, wenn die eigene Vorstellung des Akteurs und der fremde Wunsch bzw. die fremde Empfehlung zusammenfallen.

Peter musste (sollte) gestern an einer wichtigen Besprechung beim Abteilungsleiter teilnehmen.

11.4.2 Die Modalverben müssen und sollen mit Negation

Die Verwendung des Modalverbs müssen in einem Negationssatz hat

bestimmte Besonderheiten. Ein Satz mit müssen + nicht bedeutet, dass

die Handlung nicht unbedingt geschehen muss.

Sie müssen es nicht machen!

(= Sie können es zwar machen, aber es ist gar nicht unbedingt notwendig.)

Sollen bedeutet in einem Negationssatz, dass man eine Handlung lieber

nicht ausführt.

Sie sollen es (lieber) nicht machen!

(= Machen Sie es lieber nicht!)

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In Negationssätzen mit den Modalverben müssen und sollen spielt es keine große Rolle, ob die Entscheidung bei dem Akteur selbst oder bei einer anderen Person liegt.

11.4.3 Das Modalverb brauchen

Brauchen in Modalbedeutung bezeichnet – ähnlich wie müssen oder sollen – die Notwendigkeit. Im Unterschied von müssen und sollen wird brauchen fast immer mit der Negation nicht oder der Partikel nur gebraucht. Bedeutungsunterschiede wie zwischen müssen und sollen spielen dabei keine Rolle.

Beachten Sie!

Nach brauchen steht vor dem Infinitiv des Vollverbs in der Regel die Partikel zu. Die Verwendung des Verbs brauchen ohne zu ist äußerst selten und nur in der Umgangssprache möglich.

Sätze mit brauchen + nur sind den gewöhnlichen Sätzen mit müssen

oder sollen ähnlich. Wenn Sie nur etwas machen sollen oder müssen,

gebrauchen Sie also statt dieser Modalverben lieber das Verb brauchen.

Ich muss heute drei Briefe schreiben –

Ich brauche heute nur drei Briefe zu schreiben.

(Müssen ist hier auch möglich)

Peter soll/muss heute seine Wohnung aufräumen. –

Peter braucht nur das Schlafzimmer aufzuräumen.

(Sollen und müssen sind hier auch möglich)

Sätze mit brauchen + nicht (oder einem anderen Negationswort) unterscheiden sich in ihrer Bedeutung von den Sätzen mit müssen + Negation oder sollen + Negation.

Wenn man etwas nicht zu machen braucht heißt es, dass es einfach keine Notwendigkeit besteht, es zu machen. Bedeutungen wie „nicht unbedingt“ (wie bei müssen + nicht) gibt es bei brauchen + Negation nicht. Deshalb ist der Satz mit brauchen + nicht eine „normale“ negative Antwort auf eine Frage mit sollen oder müssen.

Ich brauche diese Prüfung nicht abzulegen.

(= Ich werde diese Prüfung nicht ablegen, weil es nicht notwendig ist.)

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Sie brauchen mir darüber nicht zu erzählen.

(= Erzählen Sie mir nicht darüber, weil ich es auch ohnehin weiß oder ..., weil ich es nicht wissen will.)

Sie brauchen diesen Brief nicht zu beantworten, ich mache es selbst.

Sie brauchen ja keinen Stundenplan zu schreiben, er ist schon fertig.

Muss/soll ich meine Prüfung wiederholen? – Nein, Sie brauchen Ihre Prüfung nicht zu wiederholen, Sie haben sie mit „befriedigend“ bestanden.

11.4.4 Die Modalverben dürfen und können

Beide Verben bezeichnen eine Möglichkeit:

Dürfen bedeutet, dass dem Akteur etwas erlaubt (gestattet) ist. Die

Entscheidung liegt hier nicht bei dem Akteur, sondern bei Dritten, aber die

Handlung selbst wird vom Akteur ausgeführt.

Darf ich fragen, warum Herr Kunze fehlt?

Darf ich heute eine Stunde vor Feierabend gehen, ich muss nämlich

meine Mutter im Krankenhaus besuchen.

In diesem Lokal darf man erst nach 14.00 Uhr rauchen.

Ich wollte dich gestern besuchen, durfte aber meinen Arbeitsplatz

nicht verlassen.

Das hätten Sie niemandem sagen dürfen!

Beachten Sie!

Wenn man das Modalverb dürfen mit einer Negation gebraucht, drückt man damit aus, dass die Handlung verboten ist oder vom Akteur selbst als unzulässig beurteilt wird. Die Entscheidung kann also sowohl beim Akteur als auch bei Dritten liegen.

Sie dürfen hier nicht rauchen, junger Mann, das ist doch ein Nichtrau-cherabteil! Jetzt verstehe ich, dass ich diese Medizin nicht einnehmen durfte.

Können hat zwei objektive (deontische) Bedeutungen:

1. In manchen Fällen bedeutet ein Satz mit können – ähnlich zu einem Satz mit dürfen – eine Erlaubnis. Die Entscheidung liegt dann bei Dritten: Die Stunde ist zu Ende. Sie können/dürfen gehen. Kann / darf ich es noch einmal versuchen?

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2. Häufiger bedeutet aber ein Satz mit können, dass der Akteur imstande ist bzw. die Fähigkeit besitzt, eine bestimmte Handlung auszuführen: Peter kann gut deutsch sprechen;

Ich zweifle nicht daran, dass Sie diese Aufgabe lösen können; Haben Sie Herrn Schmidt gestern noch erreichen können?

Anmerkung:

Die Wendung „Das können Sie/kannst du vergessen!“ bedeutet „Darauf kann man nicht hoffen; Damit kann man nicht rechnen; Das ist so schlecht, minderwertig, dass es nicht der Rede wert ist“.

– Ich wollte mir einen Pelzmantel kaufen, aber die sind ja im Kaufhaus KaDeWe

unwahrscheinlich teuer.

– Ach, das KaDeWe können Sie vergessen, die Preise sind dort unverschämt hoch.

***

– Ich will heute Abend in die Erstaufführung des „Egmont“ ins Burgtheater gehen. – Das Burgtheater kannst du ( umg. kannste ) vergessen!

(= Es lohnt sich gar nicht, in dieses Theater zu gehen,... z. B. weil es dort keine guten Schauspieler gibt.)

1.4.5 Das Modalverb können mit Negation

Ein Negationssatz mit können in der Bedeutung „fähig (imstande) sein,

etwas zu tun“ drückt genau das Gegenteil davon aus – d. h. „zu etwas

nicht fähig sein; nicht imstande sein, etwas zu tun“.

Ich kann leider noch nicht so gut deutsch sprechen.

Ich konnte Sie gestern leider in Ihrem Büro nicht erreichen.

Ohne Hilfe habe ich diese schwere Aufgabe nicht lösen können.

Beim Ausdruck eines Verbots gebraucht man das Modalverb können in einem Negationssatz in der Regel nicht. Hier ist immer dürfen + nicht zu bevorzugen.

Beachten Sie!

Wenn Negationssätze mit können und dürfen eine Handlung ausdrücken, die sich auf die Vergangenheit bezieht, fallen ihre Bedeutungen nur sehr selten zusammen:

Die Stunde war schon zu Ende, aber die Schüler durften/konnten noch nicht nach Hause gehen.

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In den meisten Fällen bedeutet aber ein Negationssatz mit Präteritum

bzw. Perfekt oder Plusquamperfekt des Verbs können, dass die Handlung

nicht stattgefunden hat.

Das konnte ich ihm nicht sagen.

(= Ich konnte es ihm nicht sagen und habe es ihm auch deshalb nicht gesagt.)

Die Verwendung des Verbs dürfen in einem Negationssatz mit Vergangenheitsformen des Verbs hat dagegen zwei Lesarten, die vom Kontext abhängen:

1. Die Handlung hat nicht stattgefunden.
Das durfte ich ihm nicht sagen.

(... und habe es ihm deshalb auch nicht gesagt)

2. Die Handlung durfte nicht stattfinden, hat jedoch stattgefunden.
Das durfte ich/durften Sie ihm aber nicht sagen!

(... habe es/haben es aber trotzdem gesagt)

Anmerkung:

Wenn man eine Handlung beschreibt, die man unbedingt ausführen will /wollte oder muss/

musste, und dabei einen Negationssatz verwendet, muss man eine spezielle Form – nicht

umhin können, etwas zu tun – wählen:

Ich kann nicht umhin, ihm diese Nachricht heute schon mitzuteilen.

(= Ich muss ihm diese Nachricht unbedingt heute schon mitteilen.)

Professor Schmidt konnte leider nicht umhin, seine Vorlesungen zu verschieben.

(= Professor Schmidt musste leider seine Vorlesungen verschieben.)

11.4.6 Die Modalverben wollen und mögen

Das Modalverb wollen und das Modalverb mögen (in der Form des

Präteritums Konjunktiv möchte) bezeichnen den Wunsch /die Absicht.

Mögen (in der Form möchte) gebraucht man, um den Wunsch oder die

Absicht in einer höflichen Form zu äußern, manchmal auch um eine

gewisse Unsicherheit damit auszudrücken. Wollen klingt eindeutiger und

„kompromissloser“.

Möchten Sie noch eine Tasse Kaffee trinken?

Ich möchte Sie bitten, mich morgen anzurufen.

Möchte jemand etwas hinzufügen?

Nächste Woche will ich unbedingt nach Prag fahren.

Darüber will ich mit Ihnen noch reden!

Er will alle Einzelheiten des Unfalls genau untersuchen.

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Da die Präteritalformen des Verbs mögen (in der Form möchte) einen

Wunsch bzw. eine Absicht bezeichnen, die sich immer nur auf die

Gegenwart oder Zukunft beziehen, wird der Wunsch /die Absicht in

Bezug auf die Vergangenheit durch die Präteritalformen des Verbs wollen

ausgedrückt.

Ich wollte gestern einen Spaziergang machen, aber es regnete leider

den ganzen Tag.

Keiner wollte etwas hinzufügen.

Als wir mit Ihnen gestern gesprochen haben, wollte ich Sie noch bitten,

mich heute anzurufen, aber ich habe es leider vergessen.

Die Negationssätze mit den Modalverben wollen und mögen (in der Form

möchte) haben keine Besonderheiten, sie bedeuten genau das Gegenteil

von dem Satz ohne Negation.

Ich möchte/will nicht darüber reden.

Er wollte davon nichts wissen.

Mit dem Modalwort gern(e) verwendet man fast immer nur das Verb

mögen (in der Form möchte). Wollen gebraucht man mit gern nur sehr

selten – in jedem Fall ist hier mögen (möchte) zu bevorzugen:

Ich möchte Sie gerne fragen, ob Sie uns morgen bei unserem Ausflug

Gesellschaft leisten können;

Meine Bekannten möchten gern nach Prag fahren.

„Ich möchte ja so gerne noch schauen, aber der Wagen – er rollt.“

(Volkslied)

In der Vergangenheit gebraucht man auch mit dem Modalwort gern die Präteritalformen des Verbs wollen.

Meine Bekannten wollten gern nach Prag fahren, aber sie haben leider keine Zeit.

Beachten Sie!

Das Modalverb mögen (in der Form möchte) verwendet man auch für den Ausdruck einer Bitte. In diesem Fall steht mögen in der 3.Person Singular oder Plural bzw. in der Höflichkeitsform des Imperativs. Das Modalverb mögen gebraucht man in solchen Sätzen, um die Bitte in einer

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höflichen Form auszudrücken. Die Bedeutung des Wunsches oder der

Absicht fällt in diesen Fällen weg.

Und jetzt möchte jemand einen Stuhl holen!

(= Ich möchte Sie bitten, dass jemand einen Stuhl holt.)

Sie chten bitte warten, der Direktor kommt gleich.

(= Warten Sie bitte, der Direktor kommt gleich.)

In den Sätzen diesen Typs steht das Modalverb mögen (möchte) immer

an der zweiten Stelle, obwohl ihre Bedeutung imperativisch ist. Die

Wortstellung unterscheidet die Sätze mit mögen (möchte) = wollen =

Entscheidungsfrage von den Sätzen mit mögen (möchte) in der Bedeutung

einer Bitte.

Kinder, möchte jemand von euch dieses Buch lesen?

(= Will jemand ...?)

aber:

Und jetzt, liebe Kinder, chte jemand von euch dieses Buch neue

laut vorlesen!

(= Ich bitte jemanden ... vorzulesen.)

In Verbindung mit dem Personalpronomen wir in der Bedeutung der Aufforderung (Imperativ) oder in einem Fragesatz verwendet man wollen. Wollen wir lieber ins Kino gehen! W o wollen wir uns morgen treffen?

11.4.7 Das Modalverb mögen in Indikativform

Mögen kann auch in Indikativformen (mag, magst, mag, mögen, mögt, mögen) eine Modalbedeutung haben. In diesem Fall ist aber mögen ein epistemisches (subjektives) Modalverb (siehe unten).

11.4.8 Das Verb lassen in Modalfunktion

Lassen kann modale Bedeutung haben. Als Modalverb bedeutet das Verb einen Befehl, eine nachdrückliche Empfehlung, einen Auftrag oder eine Erlaubnis. Ein Satz mit lassen in Modalfunktion bringt zum Ausdruck, dass der Akteur eine bestimmte Handlung stimuliert oder sie nicht stören will. Der Lehrer lässt den Schüler die Regel wiederholen. (= Befehl, Aufforderung)

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Sie ließ sich das Haar schneiden.

(= Sie ging zum Frisör. – Auftrag)

Die Mutter ließ ihren Sohn noch eine halbe Stunde spielen.

(= Erlaubnis)

Lassen Sie mich doch ausreden!

(= Aufforderung, Erlaubnis)

Ich lasse ihn heute lange warten, denn er hat sich verspätet.

(= Zwang)

Lassen Sie die Suppe noch eine Viertelstunde kochen.

(= Die Suppe kann noch ruhig eine Viertelstunde lang kochen.)

Kleine Sachen wäscht sie selbst und Bettwäsche lässt sie waschen.

(=... Bettwäsche gibt sie in die Wäscherei. – Auftrag)

Er lässt sich alles gefallen.

(= Man kann ihm sagen/mit ihm machen, was man will, er protestiert oder empört sich

darüber nie.)

Lassen Sie ihn von mir grüßen.

(= Bestellen Sie ihm einen Gruss.)

Im Unterschied zu anderen Modalverben ist lassen in Modalfunktion ein transitives Verb: jemand lässt jemanden etwas tun.

11.4.9 Die Modalkonstruktion sich lassen + Infinitiv

Das Verb lassen in Modalfunktion kann man auch mit dem Reflexiv-pronomen sich und dem Infinitiv des Vollverbs gebrauchen. Ein Satz mit sich lassen + Infinitiv bedeutet eine Möglichkeit. Ein solcher Satz hat aber keinen Akteur, er drückt nur die Möglichkeit einer Handlung aus, ohne den Handlungsträger zu nennen. Dieses Problem lässt sich leicht lösen. (= Man kann dieses Problem leicht lösen.) Die Situation lässt sich derzeit kaum verändern. (= Es ist jetzt sehr schwer, die Situation zu verändern.) Über den Geschmack lässt sich nicht streiten. (= Über den Geschmack darf man nicht streiten, Geschmäcke sind verschieden.)

Der Gebrauch von lassen in Modalfunktion und sich lassen in Negations-sätzen hat keine Besonderheiten. Ein Negationssatz mit diesen Verben bedeutet genau das Gegenteil dessen, was im Satz ohne Negation steht.

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Das lasse ich mir nicht gefallen!

(= Das darf man mir nicht sagen/das darf man mit mir nicht machen. usw.)

Die Mutter lässt ihren Sohn nicht lange spielen.

(= Die Mutter erlaubt ihrem Sohn nicht lange zu spielen.)

Das lässt sich nicht machen.

(= Das kann man nicht machen.)

11.4.10 Die Modalkonstruktionen mit den Verben haben und sein + zu + Infinitiv

Diese Konstruktionen bedeuten meist eine Notwendigkeit (ähnlich zu den Sätzen mit müssen und sollen), seltener können sie auch eine Möglichkeit (ähnlich zu können) ausdrücken. Die allgemeine Bedeutung dieser Konstruktionen lässt sich als „ein bevorstehendes Ereignis“ beschreiben.

Die Konstruktion haben + zu + Infinitiv hat stets einen Akteur und wird

am häufigsten als Synonym eines Satzes mit sollen oder müssen gebraucht.

Wir haben noch einige Probleme zu besprechen.

(= Wir müssen/sollen noch einige Probleme besprechen.)

Ich habe heute viel zu tun.

(= Ich muss/soll heute viel tun.)

Gestern konnte Peter leider nicht mit ins Kino gehen, er hatte eine

wichtige Arbeit zu schreiben.

(= Er musste/sollte eine wichtige Arbeit schreiben.)

Die Konstruktion sein + zu + Infinitiv hat keinen Akteur, das gramma-tische Subjekt ist hier das bevorstehende Ereignis selbst. Viele Probleme sind noch zu besprechen. (= Man muss/soll noch viele Probleme besprechen.) Es ist noch viel zu tun. (= Man muss/soll noch viel tun.) Das ist leicht zu erfahren. (= Man kann das leicht erfahren.)

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