I. Begriff. II. Weltbild. III. Historischer Hintergrund. 1. Die Barockdichtung. 1.1 Reform der deutschen Dichtung. 1.2 Motive der Barockdichtung
1600 - 1720
I. Begriff
Das Wort Barock kommt vom Portugiesischen " barroca" und bedeutet 'schiefrunde Perle'. Die Bezeichnung fü r barock als Adjektiv wurde daher zunä chst abwertend gebraucht. Der Begriff Barock als Epochenbezeichnung setzte sich erst um Mitte des 19. Jahrhunderts durch.
II. Weltbild
Das Weltbild des Barock war geprä gt von der Antithetik in allen Lebensbereichen, zerrissenen Lebensgefü hlen, Vergä nglichkeitsbewusstsein, Todesangst durch den Dreiß igjä hrigen Krieg, mystisch-religiö se Schwä rmerei und fanatischen Glauben.
III. Historischer Hintergrund
Mit dem Dreiß igjä hrigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Etwa ein Drittel des deutschen Volkes kam dabei um. Doch waren nicht hohe Kriegsverluste dafü r verantwortlich, sondern das Wü ten der Pest in fast allen groß en und kleinen Stä dten.
Nach dem Ende des Dreiß igjä hrigen Krieges bildete sich in Deutschland der Territorialabsolutismus heraus. Die Einflussnahme des Staates griff auf alle Lebensbereiche, wie Erziehung, Bildung, Wirtschaft und Kirche und machte klare Vorgaben. Das Leben an den absolutistischen Fü rstenhö fen hatte den franzö sischen Absolutismus in Versailles zum Vorbild. Luxuriö se Bauten wurden errichtet und ein verschwenderisches Leben gefü hrt.
1. Die Barockdichtung
1. 1 Reform der deutschen Dichtung
Wä hrend in der Renaissance die Dichtungen noch vorwiegend in Lateinisch geschrieben worden waren, so wurden sie im Barock allmä hlich von der Deutschen Sprache abgelö st.
Fü r die Literaturreform an sich steht Martin Opitz mit seinem Werk Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Es war die erste deutschsprachige Poetik und enthielt Vorschriften fü r Verse und Textverfassungen fü r beinahe alle Gattungen. Sie war eine Regelpoetik: " Damit aber die syllben vnd worte in die reime recht gebracht werden / sind nachfolgende lehren in acht zue nehmen. " (Kapitel 7). Opitz' Intention war es, eine Anleitung fü r regelgerechtes Dichten aufzustellen, nach der sich deutsche Dichter richten sollten. Martin Opitz setzte sich fü r die Verwendung des alternierenden Versprinzips (Jambus und Trochä us) ein, das der deutschen Sprache am besten entspreche. Fü r Opitz war die Einteilung der Inhalte an Genres gebunden, d. h. bestimmte Genres eigneten sich fü r die Darstellung bestimmter Inhalte.
Die Barockdichter hielten sich auch meist an die Vorgaben, denn der barocke Leser erwartete von ihm, dass das Werk einer bestimmten Gattung den Vorgaben entsprach. Nur selten wurden bestimmte Vorgaben ein wenig abgeä ndert. Die Dichtungen des Barock sind daher keine Erlebnisdichtungen, da Formen als auch Themen vorgegeben wurden.
1. 2 Motive der Barockdichtung
Antithetik:
|
Diesseits
| Jenseits
|
Ewigkeit
| Zeit
|
Schein
| Sein
|
Spiel
| Ernst
|
Lebensgier
| Todesbewusstsein
|
Aufbau
| Zerstö rung
|
Blü te
| Verfall
|
carpe diem
| in memento mori
|
Erotik, Wollust
| Tugend, Askese
|
Wohlstand
| Armut
|
Gesundheit
| Krankheit
|
Die starken Gegensä tze und Spannungen ließ en ein Vergä nglichkeitsbewusstsein aufkommen, das sogenannte Vanitas-Motiv. Dieses fü hrte in vielen barocken Werken zur Hinwendung zu Gott oder zur Weltflucht.
1. 3 Lyrik im Barock
In der Lyrik waren Sonett, Elegie, Epigramm und Ode die vorherrschendsten Formen. Beliebt waren auch die Figurengedichte. Mit seinen Oden und Gesä ngen (1618/19) schuf Georg Weckherlin den Beginn einer neuhochdeutschen lyrischen Kunstdichtung.
Der herausragendste Liebeslyriker war Paul Fleming. Seine Liebesgedichte hatten die Schö nheit der Liebe, deren Wesen und Wirkung zum Thema. Formal richteten sie sich jedoch streng nach den von Martin Opitz vorgegebenen Normen und Stilen. Die Formen der Liebeslyrik waren entweder Sonett oder Lied/ Ode. Im Sonett konnte die Antithetik gut umgesetzt werden, doch wurden auch volksliednahe Lieder und Oden geschrieben, die sich einem grö ß eren Gesellschaftskreis durchsetzten konnten.
Im Mittelpunkt des Werkes von Andreas Gryphius standen Vergä nglichkeit (Vanitas) und das Leid der Welt. Auch seine Gedichte richteten sich nach den Normen von Martin Opitz. Gryphius' bekanntestes Sonett ist Thrä nen des Vaterlandes Anno 1636, in welchem er den Schrecken des Dreiß igjä hrigen Krieges und die Qualen und Plagen der Menschen beschreibt. Die Leiden und Vergä nglichkeit des Menschen werden in seinem Sonett Menschliches Elende besonders deutlich. Mit grotesken Worten beschreibt er darin den Zustand des Menschen und der Gesellschaft. In seinen scheinbaren Naturgedichten entpuppen sich die Naturgegenstä nde als Metaphern, die erst erschlossen werden mü ssen, so auch in seinem Sonett An die Welt.
Воспользуйтесь поиском по сайту: