20. Schweizer Deutsch. 21-22. Phraseologie als Wissenschaft. Klassifikation der Wortkomplexe und identifikationskriterien. Begriff des Phraseologismus, seine spezifik, unterschiede vom Wort und einer Freien Wortgruppe. Klassifikation der Phraseologismen.
20. SCHWEIZER DEUTSCH Eine der Landessprachen (neben Franzö sisch, Italienisch, Rä toromanisch). 70% der Bevö lkerung. Als eine mü ndliche\teilweise schriftliche Gemeinsprache dient das Schwyzerdü tsch. Eine hochdeutsche Schriftsprache ist Schweizer Hochdeutsch (M. Frisch) 1. die Umgangssprache mundartlich gefä rbt ist (Alemannische Dialekte), 2. die Altertü mlichkeit des mundartlichen Wort- und Formbestandes, 3. ein starker romanischer Einfluss
Lexik: Das Schwergewicht liegt auf den Begriffen des Alltagslebens: § Helvetismen das Gü tzli (Plä tzchen, Keks) das Hahnenwasser (Leitungswasser) das Morgenessen (Frü hstü ck) das Nachtessen (Abendessen) die Raffel (Reibe, Reibeisen) die Rö sti (geriebene und dann gebratene Kartoffeln - Achtung: kein Plural, sondern sozusagen " die Rö ste(rei)", daher auch " eine Rö sti" ) tischen (den Tisch decken) der Abwart (Hausmeister, Hauswart) die Attikawohnung (Penthouse, exklusive Dachwohnung) das Cheminé e (offener Kamin) der Estrich (Dachboden) die Finken (Hausschuhe) das Nastuch (auch sü ddt., Taschentuch) das Parterre (auch ö sterr., Erdgeschoss) die Pfanne (Kochtopf) das Riegelhaus (Fachwerkhaus) ringhö rig (leicht schalldurchlä ssig) das Sackmesser (auch sü ddeutsch, Taschenmesser) das Spital (auch ö sterr., Krankenhaus) die Stä nderlampe (Stehlampe) wischen (kehren, fegen) zü geln (umziehen, den Wohnsitz wechseln) § Verben: alpen auteln feuchten fremden hü bschen kranken kleinen lä deln tischen reden statt sprechen fragen statt bitten
Wortbildung: 1. Verkleinerungsformen auf -li, z. B. Hü ndli, Hü ndeli. Einige dieser Verkleinerungsformen wurden zu eigenstä ndigen Begriffen, z. B. Mü esli. 2. Einfache Verben von Substantiven: alpen, bauern (Landwirtschaft betreiben), tischen (den Tisch decken); von Adjektiven - kranken (leiden) 3. Verben in Verkleinerungsform mit – ele, niedliche kindliche Art ausdrü cken, wie schlä ä ffele fü r schlaaffe, eine gemü tliche Art der Tä tigkeit kä fele (von Kaffee trinken) 3. Aus dem Verb gebildete Tä terbezeichnungen auf -i, wie Plagö ö ri von plagiere (prahlen) 3. Um einen Vorgang auszudrü cken, wird die Endung -ete verwendet, z. B. Truckete (Gedrä nge) von trucke (drä ngeln) oder Zü glete (Umzug) von zü gle (umziehen). 4. Abweichungen im Gebrauch der Suffixe: Das Suffix –eln/-erln bei den Verben wird im ganzen sü ddeutschen Sprachraum gebraucht (die Quelle sind heimische Dialekte) - auteln (Auto fahren), lä deln (einen Ladenbummel machen). Diesen Bildungen entsprechen oft binnendeutsche Formen auf – en: pü tzeln – putzen.
Grammatik: 1. Der Anteil der Passivkonstrukionen ist viel grö ß er als im Bdt.
2. Der Zustandspassiv wird hä ufiger gebraucht. 3. Im dreigliedrigen Passiv herrscht die Prä position durch vor. 4. Der Imperativ wird mit den Verben sollen und tun umgeschrieben. Bei der Bildung des Imperativs werden altertü mliche Formen bevorzugt.
21-22. PHRASEOLOGIE ALS WISSENSCHAFT. KLASSIFIKATION DER WORTKOMPLEXE UND IDENTIFIKATIONSKRITERIEN. BEGRIFF DES PHRASEOLOGISMUS, SEINE SPEZIFIK, UNTERSCHIEDE VOM WORT UND EINER FREIEN WORTGRUPPE. KLASSIFIKATION DER PHRASEOLOGISMEN. Der Gegenstand der Phraseologie sind nicht Phraseologismen allein, sondern feste Wortkomplexe - sekundä re sprachliche Zeichen. Sie werden auf der Basis der primä ren sprachlichen Zeichen (Lexeme) gebildet. Der Struktur nach sind sie Syntagmen bzw. Wortgruppen, Sä tze, die oft nach produktiven Modellen gebildet sind. FW sind reproduzierbar, verfü gen ü ber eine bestimmte Semantik. Die strukturell-semantische Klassifikation der Phraseologismen Kriterien zur Identifizierung fester Wortkomplexe: 1. Die syntaktische Struktur: - Wortverbindungen, Wortgruppen - prä dikative Verbindungen und Sä tze 2. Die Verknü pfungsart der Konstituenten: - singulä r - seriell - modelliert 3. Die Bedeutung (Semantik): - als Resultat der semantischen Transformation - Bedeutung als Resultat einer typisierten Struktur (eines Modells): eine Seele von einer Frau, ein Betonklotz von Hotel, ein Schwein von einem Freund; - Bedeutung als Ergebnis der eigentlichen lexikalischen Bedeutungen des Konstituentenbestandes.
Aufgrund der Kriterien lassen sich 4 Klassen fester Wortkomplexe bestimmen: 1. Klasse - Phraseologismen: das sind feste Wortkomplexe von verschiedener syntaktischer Struktur, mit singulä rer Verknü pfung der Konstituenten; die Bedeutung entsteht durch vollstä ndige oder teilweise semantische Transformation der Konstituenten. Phraseologismen dienen der expressiv-wertenden (konnotativen) Benennung des Referenten. Die konnotative Komponente gehö rt in die semantische Mikrostruktur des Phraseologismus. Das ist wichtig fü r den Nominationsprozess. Aber P. sind ein Mittel indirekter Nomination denn das Objekt wird durch die Merkmale eines anderen Referenten charakterisiert. Die P. dienen zur Benennug von physischen, psychischen, sozialen Situationen und Zustä nden der Menschen wie Zorn, Tod, Krankheit, Lob und Tadel. · Subklasse 1a – phraseologische Einheiten (Ganzheiten) – единства (все компоненты в переносном значении, это единственное в своем роде сочетание, варианты и замены невозможны). Verschiedene syntaktische Modelle: Sa+Verb – den Nagel auf den Kopf treffen Prä p+S+Verb – ins Greiss beissen Weitere Beispiele: Die Hä nde in den Schoss legen, ein schwerer Junge, der Zahn des Anstosses, Jahr fü r Jahr, jung und alt, durchnä sst wie eine gebadete Maus, ein Gesicht machen wie drei Tage Regenwetter Daraus ergibt sich die Teilung der Subklasse 1 a in o Verbale Phraseolgismen korrelieren semantisch mit dem Verb. Konkrete Handlungen (den Nagel auf den Kopf treffen) werden ü bertragen gebraucht; deswegen bekommen sie eine abstrahierte, verallgemeinerte Bedeutung: jm unter die Arme greifen (in der Notlage helfen). Die innere Form ist hier zu sehen. Es liegt ein Bild zugrunde. Semantisch gesehen ist die Bedeutung des P. komplexer Natur: bei jm auf den Busch klopfen (Jä gersprache) – d. h. vorsichtig, durch geschickte Fragen zu erkunden suchen. Die innere Form oder das Bild, das dem P. zugrunde liegt, bewirkt die konotative Wirkung, Expressivitä t. Verbale P. kö nnen im Satz als verschiedene Satzglieder fungieren: Er spielte die erste Geige. Sein Wunsch, die erste Geige zu spielen, erfü llte sich. Aber bei Transformationen ergeben sich Besonderheiten: nicht alle P. kann man im Imperativ gebrauchen: ins Grass beissen, im finstern tappen.
o Substantivische P. korrelieren mit Substantiven (ein schwerer Junge – Verbrecher, das schwarze Gold – Erdö l, die weisse Kohle – Wasserkraft. ) Die Nomination ist hier mit der Konnotation verbunden. Ein wichtiger Typ substantivischer Phraseologismen stellen P. mit stark wertender Funktion: ein gelehrtes Haus, ein unbeschriebenes Blatt, ein stilles Wasser. Aus semantischer Spezifik kann diese Wortverbindung nur als Prä dikat fungieren: Er ist ein gelehrtes Haus. Unmö glich wä re: Ein gelehrtes Haus betrat das Zimmer oder ein unbeschriebenes Blatt erbeitet im Bü ro. o Adverbiale P.: § P. mit der Struktur der Prä positionflgruppe: mit offenen Armen (aufnehmen), unter vier Augen; Paarformeln – zwei Lexeme gleicher Wortart, sind produktiv, haben eine modale, temporale Bedeutung. Nach den syntaktischen Modellen sind: · substantivisch (Freund und Feind); · adjektivisch (jung und alt); · verbal (hegen und pflegen); · adverbial (hin und her). § komparative P., Modelle. o Komparative Phr. – fü r sie ist charakterisierende und intensivierende Bedeutung kennzeichnend: hä sslich wie die Nacht, ein Gedä chtnis haben wie ein Sieb, schlafen wie ein Sack, essen wie ein Spatz. Die intensivierende Semantik der ersten Komponente entwickelt sich unter Bezug auf die zweite Komponente: Wie ein Hund allein ist nicht positiv, aber treu wie ein Hund (vgl. leben wie ein Hund). Man unterscheidet konkrete, bildliche Vergleiche von stehenden Vergleichen: Er ist stark wie sein Vater/Tiger/wie ein Bä r. „Bä r“ ist usualisiert + komparative P. sind umgangssprachlich, manchmal salopp, sind oft Hyperbeln (bleich wie der Tod); sind auf Witz aufgebaut – Er geht als hä tte er ein Lineal verschluckt, sieht aus wie bestellt und nicht abgeholt. Die zweite Konstituente prä sentiert kollektive Assoziationen. Da sehen wir einen Unterschied zum Russischen: gesund wie ein Fisch im Wasser, dumm wie die Sü nde.
· Subklasse 1b – festgepä gte Sä tze zu unterscheiden sind sprichwö rtliche Redensarten und Sprichwö rter. Sprichwö rtlichen Redensarten liegt eine metaphorische und metonymische Bezeichnungsü bertragung zugrunde: Da liegt der Hund begraben. Das kommt in den besten Familien vor (резюмирующий характер по отношению к предшествующему тексту). Sie sind wertend, es ist eine Art Bilanz: Alles in Butter. Das ist nicht mein Bier. Aus semantischer Sicht kö nnen sie interjektional oder modal sein: Ach, du grü ne Neune! Aber ich bitte Sie! Du kriegst die Tü r nicht zu! Sprichwö rter: das ist die Verallgemeinerung der menschlichen Lebenserfahrung, eine Regel. Sie fungieren als selbstä ndige Texte: Wer zum Spiel kommt, muss spielen; Wie der Abt, so die Brü der. Sie sind also belehrend, sie bewerten den Kontext, sind reproduzierbar. Sprachlich gesehen entstehen sie aufgrund der Metaphorisierung (Es ist nicht alles Gold), der Groteske, Antithese, Ironie (Er ist der beste. Wenn die anderen nicht zu Hause sind), Hyperbel, Parallelismus (Kleine Kinder – kleine Sorgen; grosse Kinde r- grosse Sorgen).
· Subklasse 1c – phraseologische Verbindungen sind zweigliedrige Einheiten mit einer semantisch transformierten Konstituente. Diese Verbindung ist einzeln (singulä r). Die andere Konstituente ist nicht ü bertagen – sie wird in eigentlicher Bedeutung gebraucht: Ein blinder Passagier, blinder Schuss, kalte MieteDiese Einheit darf nicht geteilt oder erweitert werden. Eigennamen als Komponenten, Wortspiele Eigennamen als Komponenten: Es handelt sich um alte, volkstü mliche Namen (ein Hans im Glü ck - Glü ckspilz, j-n zur Minna machen (grob tadeln), den dummen August spielen, der deutsche Michel (Spieß er), Hans Dampf in allen Gassen, Freund Hein (Tod), Jü ngling Lenz, Meister Petz, seit Adams Zeiten). Eine nicht unbedeutende Rolle spielen adjektivische Derivate von Vö lker- und Lä ndernamen: sich auf Franzö sisch empfehlen, , es kommt mir spanisch vor (seltsam, verdä chtig), hinter schwedischen Gardinen, mit j-m deutsch reden (die Wahrheit sagen). Selten begegnen wir Ortsnamen: aus Schilda kommen (tö richt sein), seinen Tag von Damaskus erleben (aus der Bibel: der Christenverfolger Saulus wird zum Apostel Paulus). Es erfolgt eine Deonymisierung – der Personenname wird als eine allgemeine Personenbezeichnung verwendet: j-m den schwarzen Peter zuschieben. Das wird auch durch den Artikel geprä gt: aus einem Saulus zu einem Paulus werden (seine Meinung vö llig ä ndern). Das Eigennamenelement kann in adjektivischer Form erscheinen: babylonische Sprachverwirrung, homerisches Gelä chter, Trojanisches Pferd. Wie entstehen Wortspiele? W. Mieder „Verdrehte Weisheiten“: Liebe macht blind – Werbung macht blind. Morgenstunde hat Gold im Munde – Abendstunde hat Bier im Munde! Ordnung ist das halbe Leben – ich lebe in der anderen Hä lfte. 1. die wö rtliche Bedeutung wird aktualisiert: Ein Schornsteinfeger wird gefragt: genieß en Sie auch den schö nen Ausblick, wenn Sie den Leuten „aufs Dach steigen“ (задать жару)? 2. von der doppelten Aktualisierung lebt auch der folgende Witz: Stehen zwei an der Theke: sagt der eine: „Pump mir 50 Mark. Mir steht das Wasser bis zum Hals“. Darauf der andere: „Trifft sich sehr schlecht. Ich sitze vö llig auf dem Trockenen“.
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