Unter der Linde. Kommentar. Fragen zum Thema. Kapitel IV. Die Deutsche Literatur des Mittelalters III. Das Heldenepos
Unter der Linde (gekü rzt)
Unter der Linde auf der Heide, wo ich bei meinem Liebsten saß, da kö nnt ihr noch finden, wie wir beide die Blumen brachen und das Gras. Vor dem Wald in einem Tal, Tandaradei! – sang so sü ß die Nachtigall.
Ich kam gegangen hin zur Aue, und mein Geliebter war schon da. Da ward ich empfangen, Himmelsfraue, o welches Glü ck, dass ich ihn sah! Ob er mir auch Kü sse bot? Tandaradei! – Seht, wie ist mein Mund so rot!
Под липой свежей, у дубравы Где мы лежали с ним вдвоём, Найдёте вы те же цветы и травы: Лежат примятые ничком.
Подле опушки соловей – Тантарадей! Заливался всё нежней.
Когда пришла я на лужочек, Уж и приём устроил мне – мать пресвятая! – Мой дружочек: я и доселе как во сне. Поцеловал? Да раз пятьсот – Тантарадей! Ведь красен до сих пор мой рот. (Осип Румер)
Kommentar Minnesä nger (Minnesinger) – mittelalterliche Dichter, die gewö hnlich ein Wanderleben fü hrten, indem sie von einem fü rstlichen Hof zum anderen zogen und so von ihrer Kunst lebten. Auf der Wartburg, die ein Zentrum der deutschen Kultur des Mittelalters war, hielten sich oft Wolfram von Eschenbach, Walther von der Vogelweide, Hartmann von Aue, Tannhä user auf. Sie nahmen an Sä ngerkriegen teil, die am Hofe des Landgrafen Hermann I. von Thü ringen stattfanden. Sie besangen in ihren Liedern die Minne, den ritterlichen Frauendienst, eine idealisiert-asketische Verehrung der Frau.
Fragen zum Thema 1. Was wissen Sie ü ber die Entwicklung der hö fischen Lyrik im 12. und 13. Jahrhundert? 2. Was wissen Sie ü ber das Leben Walthers von der Vogelweide? Wodurch wird sein Weltbild bestimmt? 3. Wodurch ist die neue Minneauffassung Walthers gekennzeichnet? Kapitel IV Die Deutsche Literatur des Mittelalters III Das Heldenepos
Nach Golde drä ngt, am Golde hä ngt doch alles. (Johann Wolfgang Goethe)
Neben den hö fischen Epen von Hartmann von Aue, Wolfram von Eschenbach und Gottfried von Straß burg entstehen auch Epen, deren stoffliche Grundlage alte Heldenlieder der Vö lkerwanderungszeit bilden. Das grö ß te deutsche Heldenlied dieser Zeit ist das „Nibelungenlied“. Die Dichtung entstand um 1200, der Dichter blieb unbekannt. Nibelungen heiß en die Besitzer des sagenhaften Schatzes, weil sie Sö hne des Nebels, Geister der dunklen Erde sind. Ihr Herz hä ngt am Golde, das sie geizig hü ten und das zwischen ihnen Uneinigkeit und Streit hervorruft. Als die beiden Sö hne Kö nig Nibelungs den Helden Siegfried bitten, den Schatz unter ihnen zu teilen, tö tet er diese widerwä rtigen Geschö pfe mit dem Schwert Balmung und wird Besitzer des Goldes und der Tarnkappe. Bei der Gewinnung des Schatzes erschlä gt Siegfried einen Drachen und badet in dessen Blute. Nur an einer Stelle zwischen den Schultern kann er verwundet werden. Mit dem Schatz geht auch der Name Nibelungen auf Siegfried ü ber, ebenso wie spä ter die Kö nige von Burgund im Epos
„Nibelungen“ genannt werden, nachdem sie den Schatz an sich gerissen haben. Und da der Schatz seinen Besitzern immer wieder Not und Verderben bringt, heiß t das „Nibelungenlied“ oft auch „Der Nibelungen Not“. Das „Nibelungenlied“ besteht aus 38 Gesä ngen (Abenteuern) und zerfä llt dem Inhalt nach in zwei Teile. Im ersten Teil des Liedes wird das tragische Schicksal des Prinzen Siegfried aus Santen am Niederrhein geschildert, der einem schä ndlichen Verrat zum Opfer fä llt. Im zweiten Teil wird ü ber Kriemhild, Siegfrieds Witwe, und den Untergang der Burgunden erzä hlt. Siegfried, der tapfere junge Held, macht sich auf den Weg nach Worms zu Kö nig Gunther, an dessen Hof die schö ne Kriemhild, des Kö nigs Schwester, lebt. Siegfried wird mit Ehren empfangen. Gunther will die schö ne riesenstarke Brü nhild zur Frau gewinnen. Siegfried ist bereit, ihm zu helfen. Gunther kann Brü nhild aber nur dann gewinnen, wenn ihm Siegfried seine Tarnkappe gibt. Im Wettkampf besiegt Gunther Brü nhild. Zum Dank fü r diese Hilfe verspricht Gunther dem Helden, ihm seine Schwester Kriemhild zur Frau zu geben. So geht der innigste Wunsch Siegfrieds in Erfü llung. Die Doppelthochzeit Gunthers mit Brü nhild und Siegfrieds mit Kriemhild wird in Worms, am Hof der Burgunden, mit groß em Prunk und ritterlichen Turnieren gefeiert.
Siegfried lebt glü cklich mit seiner Gemahlin und regiert 10 Jahre lang in Niederland. Als Siegfried mit seiner Frau wieder in Worms bei den Verwandten zu Gast weilt, kommt es zwischen den beiden Kö niginnen, Kriemhild und Brü nhild, zu einem heftigen Streit wegen ihrer Mä nner; jede behauptet, ihr Gemahl sei der schö nere, der stä rkere und der mä chtigere. Beleidigt durch den Hochmut Brü nhilds verrä t Kriemhild in der Hitze des Streites, dass Brü nhild nicht von ihrem Manne Gunther, sondern von Siegfried besiegt worden war. Jetzt ist Siegfrieds Schicksal besiegelt. Der Mö rder ist in Hagen leicht gefunden. Die Schilderung der Liebe Siegfrieds zu Kriemhild (langdauernder Dienst, heimliche Blicke) ä hnelt einem Minneroman. Hö fische Feste, Spiele und Hochzeiten vollziehen sich in hochmittelalterlicher Form. Besonders die Entwicklung Kriemhilds von der liebenden Frau zur stolzen Gattin und zur rachsü chtigen Witwe zeigt Einflü sse der hö fischen Epik. Aber die Maß losigkeit ihres Hasses widerspricht dem hö fischen Ideal. Durch Kriemhild erfä hrt Hagen, ein Vasall von Gunther, von der Verwundbarkeit Siegfrieds. Hagen tö tet Siegfried wä hrend der Jagd. Als Kriemhild darauf den Nibelungenschatz ihres toten Gemahls nach Worms bringen lä sst, um ihn fü r ihre Rache an Siegfrieds Mö rdern zu verwenden, raubt Hagen den Schatz und versenkt ihn in den Rhein. Damit endet der erste Teil des
„Nibelungenliedes“, der oft mit dem Titel „Siegfrieds Tod“ bezeichnet wird. Den zweiten Teil findet man dann als „Kriemhilds Rache“ benannt. Ihre Rachenplä ne bringen ihrer eigenen Sippe den Untergang. Sie heiratet Etzel (Attila), lockt die Burgunden ins Hunnenland, stiftet den Saalbrand an und bestimmt das Geschehen bis zum grausamen Ende, um ihrer Rache zu genü gen. Der Untergang der Burgunden im Hunnenland wird als Rache fü r Siegfrieds Ermordung dargestellt.
Im „Nibelungenlied“ lassen sich drei Elemente unterscheiden: das Historische, das Germanisch-Mythologische und das Element des christlichen Rittertums. Die fü r den Ritterroman typischen Motive sind zu finden: ritterlicher Dienst bei der Dame, Liebe und Rache, Vasallentreue und Verrat, hö fischer Glanz, Turniere, Schlachten und phantastische Abenteuer, Feste. Und trotzdem enthä lt das „Nibelungenlied“ mythologische Elemente (die ü bermenschlichen Krä fte Siegfrieds und Brü nhildens, die Tarnkappe, der Nibelungenhort u. a. ), die in den Hintergrund verdrä ngt wurden, aber doch als Motive fü r das Verhalten der Helden eine groß e Rolle spielen und bestimmend sind fü r den Gang der Handlung. Richard Wagner benutzte den Stoff der deutschen epischen Werke fü r seine Opern.
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