Kommentar. Fragen zum Thema. Kapitel XIV. Die deutsche Romantik I. Die Jenaer Romantiker
Kommentar Christian Friedrich Daniel Schubart (1739–1791) – Dichter, Musiker und Publizist. Sein Schaffen hatte groß en Einfluss auf den Sturm und Drang, insbesondere auf den jungen Schiller. Friedrich Gottlieb Klopstock (1724–1803) – ein deutscher Dichter der Aufklä rungsperiode. „Die Rä uber“ – die gleichnamige Oper von Giuseppe Verdi beruht auf Schillers Drama. „Kabale und Liebe“ – 1849 nahm Giuseppe Verdi Schillers Werk unter dem Titel „Luisa Miller“ zum Stoff seiner Oper; das Libretto schrieb der Neapolitaner Salvatore Cammarano. „Don Carlos“ – eine Oper von Giuseppe Verdi nach Friedrich Schillers gleichnamigem Trauerspiel. Albrecht Wenzel Wallenstein (1583–1634) – Herzog von Friedland und kaiserlicher Feldherr im Dreiß igjä hrigen Krieg (1618– 1648). Wallenstein war in erster Linie Unternehmer im Kriegshandwerk, der seine eigenen Interessen im Auge hatte. Er bekä mpfte die antinationale Politik der Fü rsten, wollte aber ein nicht weniger reaktionä res Kaisertum stä rken. der Zwinger – Bezeichnung fü r das Gelä nde zwischen innerer und ä uß erer Ringmauer einer Stadt oder Burgbefestigung. Der Zwinger wurde auch zu ritterlichen Ü bungen, zur Haltung wilder Tiere genutzt.
Fragen zum Thema 1. Was wissen Sie ü ber die Jugendjahre Schillers? 2. Welche Zü ge kennzeichnen „Die Rä uber“ als ein typisches Werk des Sturm und Drang? 3. Warum stellt „Kabale und Liebe“ eine wichtige Stufe in der Entwicklung des bü rgerlichen Trauerspiels dar? 4. Welche Idee ist dem Drama „Don Carlos“ zu Grunde gelegt? 5. Welchen Einfluss hatten Schillers Wanderjahre auf sein Leben und Werk? 6. Warum war Schillers Tragö die „Die Jungfrau von Orleans“ so erfolg- und einflussreich? 7. Wodurch unterscheiden sich Goethes Balladen von Schillers? Wie wird die Freundestreue in „Bü rgschaft“ gezeigt? 8. In welchem Zusammenhang wird die Menschenwü rde in „Handschuh“ gezeigt? Kapitel XIV Die deutsche Romantik I Die Jenaer Romantiker
Romantisches Dichten ist das Ahnen einer grö ß eren Zukunft, als sie auf Erden Platz hat. (Jean Paul)
Die Romantik ist die letzte Phase einer literarischen Bewegung, die mit dem Sturm und Drang beginnt und um die Mitte des 19. Jahrhunderts allmä hlich vom Realismus abgelö st wird. Die Romantik stellte eine Reaktion auf die Kapitalisierung und ihre sozialen Folgen dar, auf die Ergebnisse der Franzö sischen Revolution (1789) in den verschiedenen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens und auf die Erschü tterungen und Verä nderungen des Weltbildes. Sie bestimmte wesentlich das geistige Leben der ersten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts. Aus der Sicht des Individuums spiegelte die Romantik den Zerfall der alten und die Herausbildung der neuen Verhä ltnisse, die Vertiefung des Widerspruchs von Individuum und Gesellschaft, von Ideal und Wirklichkeit wider.
Die Romantik erschien als eine Gegenströ mung zur deutschen bü rgerlichen Literatur der Aufklä rung. Aber die Romantiker hatten weder ein einheitliches Programm noch einen festen ä uß eren Zusammenhalt. Sie versuchten die Klassik zu ü berwinden. Wenn die Klassik ein von Maß und Gesetz, Ordnung und Sitte geprä gtes Bild des Menschen zeigte und nach Harmonie zwischen Gehalt und Form strebte, so drü ckte sich in der Romantik ein grenzenloses Gefü hl aus. Ballade, Ode, Hymne, Novelle, Mä rchen waren die Gattungen, die bei den Romantikern besonders beliebt waren. Es gab unter den Romantikern nicht nur hervorragende Ü bersetzer, sondern auch weltberü hmte Sprachforscher. Man kann die deutschen Romantiker in drei Gruppen nach Ort und Zeit ihres Werkes bilden. Die erste Gruppe stellt die Frü hromantiker (die Jenaer Romantiker) Novalis, Ludwig Tieck, die zweite – Hochromantiker (die Heidelberger Romantiker) Clemens Brentano, Joseph Freiherr von Eichendorf, die Brü der Grimm, und die dritte – Spä tromantiker (die Berliner Romantiker) Heinrich von Kleist, Ernst Theodor Amadeus Hoffmann, Adelbert von Chamisso, Wilhelm Hauff dar.
Romantische Kunst mit ihrer Sehnsucht nach Harmonie stellt das absolute Gegenbild zur Realitä t dar. Die poetischen Werke der deutschen Romantiker sind von einem tiefen Gefü hl durchdrungen, was in der Liebeslyrik, Naturlyrik und philosophischen Lyrik seinen Ausdruck findet. Die Familie von Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg (Novalis) (1772–1801) war nicht reich und trotz der kö rperlichen Leiden musste er einen Beruf wä hlen. Er studierte Rechtswissenschaft und Bergbau, interessierte sich aber auch fü r Literatur und Philosophie. Novalis war ein echter Dichter, den Goethe den Kaiser der Romantik nannte. Novalis ist sehr frü h gestorben und seine meisten Werke sind unvollendet geblieben. Fü r Novalis wird der Tod seiner Braut, der erst 15-jä hrigen Sophie Kü hn, zum entscheidenden Georg Philipp Friedrich Freiherr von Hardenberg (Novalis) Erlebnis. In den „Hymnen an die Nacht“ (Liebeslyrik) erscheint die Liebe als Zeichen der Vereinigung des Menschen mit dem Gö ttlichen. In Traum und Poesie kö nnen sich Fantasie und Gefü hl frei entfalten. Fü r die Liebenden bilden Leben und Tod eine magische Einheit, die sie fü r immer umschließ t. In seinem philosophischen Gedicht „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren... “ verbinden sich Lebensphilosophie und Kunstanschauung auf eindrucksvolle Weise. Obwohl man den Text der Gedankenlyrik zuzuordnen hat, spielen Bilder und andere Elemente der lyrischen Sprache eine so groß e Rolle, dass die Schö nheit des Gedichtes von tiefem Gefü hl durchdrungen ist.
Das philosophische Gedicht „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“ wird als typische Beispiel der Frü hromantik betrachtet.
Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren Sind Schlü ssel aller Kreaturen, Wenn die, so singen oder kü ssen, Mehr als die Tiefgelehrten wissen, Wenn sich die Welt ins freie Leben Und in die Welt wird zurü ckgeben,
Wenn dann sich wieder Licht und Schatten Zu echter Klarheit werden gatten, Und man in Mä rchen und Gedichten Erkannt die ewgen Weltgeschichten, Dann fliegt vor einem geheimen Wort Das ganze verkehrte Wesen fort.
Bemerkenswert ist die syntaktische Struktur des Gedichtes. Beherrschendes Merkmal ist das Satzgefü ge, bezeichnet durch den wiederholten Gebrauch der Konjunktion „wenn“ und am Schluss durch das Adverb „dann“. Dazwischen liegt ein bestimmter Zeitabschnitt. Es handelt sich nicht um ein reines Gedankenspiel aus dem Bereich der Philosophie, sondern um eine tiefe Sehnsucht und die Hoffnung auf einen anderen Weltzustand. Zahlen und Figuren sind logische Gebilde, die auf die Rationalitä t des Menschen verweisen. Mit ihrer Hilfe gelingt es dem Menschen, seine Umwelt zu ordnen und zu strukturieren. Das Substantiv „Schlü ssel“, in metaphorischer Verwendung, zeigt, dass es nur eine einzige Mö glichkeit gibt, die Welt zu erkennen. Wenn der Mensch sich von der Ratio lö st, gibt es Raum fü r eine bessere, fü r die wahre Zukunft. In den nä chsten Zeilen will der Dichter sagen, dass nicht mehr der menschliche Verstand und die daraus resultierenden Wissenschaften Erkenntnismittel sind, sondern die menschliche Empfindung, das menschliche Gefü hl. Durch die Verben „singen“, „kü ssen“ kommt die Alternative zum Ausdruck. Der Dichter steht der Wahrheit des Lebens nä her, als der hochgelehrte Wissenschaftler. Die Wissenschaftler haben es mit einem Objekt zu tun. Beim Kü ssen hö rt der Andere auf, Objekt zu sein. Die Menschen verschmelzen zu einem Wesen. Licht und Schatten sind im Gedicht als unversö hnliche Gegensä tze zu verstehen, die fü r die Menschenwelt typisch sind.
Johann Ludwig Tieck (1773–1853) wurde als Sohn eines Seilermeisters in Berlin geboren. Wie schaffte es also ein Kind, aus solch einfachen Verhä ltnissen in die Welt der Intellektuellen einzudringen? Entscheidender Wegbereiter war der Vater von Tieck, der keine Kosten und Mü hen fü r die Erziehung seines Sohnes scheute. Der Vater war fü r seine Zeit und seinen Stand unglaublich belesen. In der Hausbibliothek befanden sich auch Werke von Goethe. Schon in der Schulzeit hatte Tieck starke Neigung zum Theaterspielen. Schauspielerei und das Theater faszinierten den jungen Tieck und wurden zur groß en Leidenschaft. Aber von einer Bü hnenkarriere konnte keine Rede sein, und seine Begeisterung fand spä ter in seinen dramatischen Werken ihren Ausdruck. Johann Ludwig Tieck Tieck flü chtete sich in die Welt der Literatur. 1794 lebte Tieck als freischaffender Schriftsteller in Berlin. Die Bekanntschaft mit Goethe und Schiller sowie die Freundschaft mit Novalis und Wackenroder fü hrten ihn in den Kreis der Frü hromantiker. Weltanschaulich konservativ und ä sthetisch von irrationalen Anschauungen der Frü hromantiker ausgehend, schuf Tieck eine Fü lle von Werken verschiedener Gattungen (Dramatik, Prosa, Lyrik). Er galt auch als bedeutender Ü bersetzer der Werke von Shakespeare und Cervantes. In der Novelle „Der Runenberg“ zeigt der Verfasser den Verfall der menschlichen Persö nlichkeit. Die Jagd nach Gold trennt den Menschen von seinen Verwandten, seiner Familie, und schließ lich geht er zu Grunde. Die wilden Instinkte, welche durch die Macht des Goldes hervorgerufen werden, sind vom Dichter klar aufgezeigt worden. Aber Tieck schildert diesen Vorgang nicht durch reale Beziehungen, sondern als einen fantastischen Kampf zwischen dunklen und hellen Gestalten.
Ludwig Tiecks dramatisches Mä rchen „Der gestiefelte Kater“ erschien 1797. Der Stoff wurde aus dem berü hmten Mä rchenbuch von Charles Perrault entnommen. Der Inhalt des aufgefü hrten Mä rchenstü cks ist im Wesentlichen der des fü nfzehn Jahre spä ter durch die Brü der Grimm bekannt gewordenen Kindermä rchens, das ebenfalls auf das Mä rchen von Perrault zurü ckgeht. „Der gestiefelte Kater“ ist fü r die Abwendung von der gesellschaftlichen Wirklichkeit kennzeichnend, der Tieck in dieser Zeit mit romantischer Ironie begegnet. Das Mä rchen ist eine Satire auf das zeitgenö ssische Theater und die zeitgenö ssische Literatur. Der Dichter hat aus dem Mä rchen eine Komö die gemacht. Er verö ffentlichte sie in einer Sammlung, die er „Volksmä rchen“ nannte. Der Kater Hinze ist dem jungen Bauern Gottlieb nach dem Tode seines Vaters als einziges Erbe zugefallen. Im Laufe des Stü cks verhilft er aber seinen Herrn zu der Liebe einer
Kö nigstochter und damit auch zu einem Thron. In den drei Akten des Stü cks steht nicht eigentlich die Handlung des Mä rchens im Vordergrund. Tieck stellt vielmehr die Auffü hrung des Mä rchenspiels dar. Deshalb erscheinen Zuschauer, Schauspieler und sogar der Dichter selbst auf der Bü hne. Tieck hä lt sich ganz und gar nicht an die Regeln, die im Drama seiner Zeit ü blich waren. Er verwischt absichtlich die Grenze zwischen Erfindung und Wirklichkeit.
Johann Christian Friedrich Hö lderlin (1770–1843) stand zwischen den Epochen Klassik und Romantik und gehö rte keiner der Gruppen der deutschen Romantiker an. Sein Werk blieb ü ber hundert Jahre unbeachtet. Erst die Generation des Ersten Weltkrieges findet Zugang zu seinen Hymnen („Hymne an die Freiheit“, „Hymne an die Ideale der Menschheit“), die eine tiefgreifende Verbindung zwischen Griechentum und dem Geist des deutschen Idealismus herstellen. Friedrich Hö lderlin kam als Sohn eines Klosterhofmeisters in Lauffen am Neckar zur Welt. In der protestantischen Tradition seiner Familie erzogen, besuchte er das berü hmte Tü bingen Stift (Lehranstalt, 1788–1793), um Theologie zu studieren. In Tü bingen schloss Hö lderlin Freundschaft mit den Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) und Friedrich Wilhelm Joseph Schelling (1775–1854). Johann Christian Friedrich Hö lderlin Wegen seiner Abneigung gegen den Pfarrerberuf lebte der Schriftsteller als Hauslehrer in verschiedenen reichen Familien. Von 1796 bis 1798 durch Vermittlung Schillers hatte er eine Stelle im Hause des Bankiers Gontard in Frankfurt am Main. In Frau Susette, Mutter seines Zö glings, fand er das weibliche Ideal; eine tiefe Liebe erfasste ihn zu Susette (spä ter Diotima in seinem Roman). Hö lderlin musste das Haus Gontards verlassen. Damit begann fü r ihn ein ruheloses Wanderleben. 1802 machten sich die ersten Anzeichen einer geistigen Erkrankung. Bis zu seinem Tode lebte der Dichter in Tü bingen. Hö lderlin war vor allem Lyriker. Das idealistische Weltbild seiner Zeit fü hrte ihn zu den Leitmotiven aus der Antike. In seinen Oden und Elegien gestaltete er seine Klagen ü ber das versunkene Goldene Zeitalter und seine Hoffnung auf eine kü nftige geistige Erneuerung der Menschheit. Neben Gedichten schuf Hö lderlin seinen lyrischen Briefroman „Hyperion oder der Eremit in Griechenland“. Die Titelfigur ist ein junger feinsinniger Grieche, der in der Zeit der tü rkischen Fremdherrschaft (1770) fü r die Befreiung seiner Heimat kä mpft. Die Erinnerung an die vergangene Grö ß e des antiken Griechenland gibt ihm dazu Kraft. Im Befreiungskampf werden seine Ideale durch die Brutalitä t seiner Mitkä mpfer vernichtet. Nachdem er seine Geliebte Diotima verloren hat, begibt er sich auf eine lä ngere Reise, die ihn nach Deutschland fü hrt. Als er auch dort nur Dumpfheit findet, kehrt er in die Heimat zurü ck. Hyperion aber geht nicht den Weg Werthers. Er sucht und findet Ruhe in der Natur. Seine Hingabe an ihre heilenden Krä fte rettet ihn aus tö dlicher Verzweiflung.
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