Mondnacht. Waldgespräch
Mondnacht Es war, als hä tt’ der Himmel Die Erde still gekü sst, Dass sie im Blü tenschimmer, Von ihm nun trä umen mü sst’
Die Luft ging durch die Felder, Die Ä hren wogten sacht, Es rauschten leis die Wä lder, So sternklar war die Nacht.
Und meine Seele spannte Weit ihre Flü gel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flö ge sie nach Haus.
Dieses Gedicht gehö rt zu den bekanntesten Texten der deutschen Lyrik, nicht zuletzt durch die Schumann-Vertonung. Mit der ersten Strophe setzt die Schilderung der Mondnacht durch einen Vergleich ein. Das Gedicht beginnt mit der Einleitung „Es war …“ Das zeugt von der realen Erfahrung des Autors in der Vergangenheit, ausgedrü ckt durch den Konjunktiv Plusquamperfekt. Der Himmel als handelndes Subjekt in diesem Satz ü berwindet den unendlichen Abstand zwischen Himmel und Erde. Dieses Bild ist Ausdruck der gö ttlichen Liebe, wobei Himmel und Erde eine Einheit bilden. Das wird durch den Blü tenschimmer, welchen die Erde hervorgebracht hat, akzeptiert. Die zweite Strophe des Gedichtes enthä lt eine reale Landschaftsbeschreibung. In den Zeilen ist die kü hne Bildlichkeit gezeigt, die Sprache ist einfach. Einfach ist auch der Aufbau der Strophe, die aus vier Hauptsä tzen besteht. Eine wichtige Rolle spielt hier die Bewegung der Luft. Sie ist ein Bindeglied zwischen dem Himmel und der Erde. Das Kompositum „sternklar“ verweist auf das Licht, das vom Himmel ausgeht. Die Quellen dieses Lichtes, der Mond und die Sterne, sind nicht gezeigt. Aber aus dem Geschilderten kann man dieses Licht vermuten und metaphorisch deuten. Die dritte Strophe enthä lt die Reaktion des lyrischen Ich auf dieses Naturerlebnis. Wie in der ersten Strophe geschieht das formal durch einen Vergleich. Doch sein Wunsch geht nicht in Erfü llung. Der Gebrauch des Konjunktivs erklä rt den illusionä ren Charakter dieser Sehnsucht nach der Heimkehr. Im folgenden Gedicht spü rt man das Lorelei-Motiv, das in der Zeit der Romantik verbreitet war.
Waldgesprä ch Es ist schon spä t, es wird schon kalt, Was reitst du einsam durch den Wald? Der Wald ist lang, du bist allein, Du, schö ne Braut! Ich fü hr dich heim. „Groß ist der Mä nner Trug und List, Vor Schmerz mein Herz gebrochen ist“. „Wohl irrt das Waldhorn her und hin, Oh, flieh! Du weiß t nicht, wer ich bin“. So reich geschmü ckt ist Ross und Weib, So wunderschö n der junge Leib, „Jetzt kenn ich dich – Gott steh mir bei! Du bist die Hexe Lorelei“. „Du kennst mich wohl – von hohem Stein Schaut still mein Schloss tief in den Rhein. Es ist schon spä t, es wird schon kalt, Kommst nimmermehr aus diesem Wald“.
Mit Eichendorffs Tod endet die Romantik. Einer der bedeutendsten Dichter der deutschen Literaturgeschichte starb an einer unbedeutenden Erkä ltung und beendete damit eine der wichtigsten Epochen. Besonders Eichendorffs vertonte Lieder und die Novelle „Aus dem Leben eines Taugenichts“ machten ihn zum bedeutendsten Dichter der Spä tromantik.
Die Titelgestalt, ein Mü llerssohn, hat Sehnsucht nach der Ferne. Der Vater nennt ihn einen Taugenichts, weil der Sohn ihm nicht helfen will. An einem schö nen Frü hlingstag verlä sst der Taugenichts die vä terliche Mü hle und zieht mit seiner Geige hinaus in die Welt. Eine Kutsche mit zwei schö nen Damen nimmt ihn mit. Er wird auf ihrem Schloss Gä rtner. Der Taugenichts verliebt sich in die jü ngere der Damen, Aurelie, doch sie ist unerreichbar fü r ihn. So beschließ t der Bursche weiterzuwandern, und kommt nach Rom. Er erlebt viele Abenteuer, aber er kann Aurelie nicht vergessen. Bald kehrt er zurü ck, zum Schloss, wo die beiden Damen wohnen. Dort stellt sich heraus, dass Aurelie keine Adelige, sondern die Nichte des Portiers ist. Auch sie liebt den Taugenichts. Er ergreift einen bü rgerlichen Beruf, und es kommt zur Hochzeit. Das Geschehen erscheint dadurch in einem ironischen Licht. Auß erdem ist die Novelle voll Humor von einem frö hlichen Dorfburschen, der gar kein Taugenichts ist. Er sucht und findet sein Glü ck in der Fremde. Die schö ne Geschichte bietet realistische Bilder mit romantischem Anklang. Sie gleicht dem Volksmä rchen, das die Freude des Lebens und die Liebe lobpreist.
Jakob (1785–1863) und Wilhelm (1786–1859) Grimm wurden in Hanau geboren und sind in Berlin gestorben. Sie lebten und arbeiteten von Kindheit an zusammen. Beide besuchten nach dem frü hen Tod des Vaters das Gymnasium in Kassel. Beide studierten Rechtswissenschaften. Beide hatten besonders Interesse an den alten Mä rchen, wie sie damals noch im Volk erzä hlt wurden. Sie schrieben die gehö rten Mä rchen aber nicht einfach auf, sondern feilten immer wieder sorgfä ltig an ihnen und gaben ihnen so im Lauf von rund 40 Jahren eine Gestalt, die heute bei Kindern und Erwachsenen gleichermaß en beliebt ist. Dank ihrer Arbeit wurden die „Kinder- und Hausmä rchen“, die 1812 und 1815 erschienen, ein echtes Volksbuch. Dem ging eine groß e wissenschaftliche Arbeit. Die Jakob und Wilhelm Grimm Mä rchen spiegelten die historische Wirklichkeit vieler Epochen wider. Im Volksschaffen sahen die Brü der Grimm ein harmonisches Verhä ltnis zwischen Mensch und Natur. In diesem Zusammenhang war ihr Schaffen romantisch verklä rt. Nach Inhalt und Form enthalten die Mä rchen verschiedene Arten prosaischer Volksdichtung (Zauber-, Schwank-, Tiermä rchen, Lü gengeschichten, Schwä nke, Legenden). Das Mä rchen, in dem eine naive ethische Lebensansicht (Gut und Bö se) zum Ausdruck kommt, das im phantastisch-wunderbaren Gewand verhü llte Gesellschaftskritik ü bt, war fü r Jahrhunderte eine der wichtigsten literarischen Ausdrucksmö glichkeiten breiter unterdrü ckter Schichten der Bevö lkerung. Der Hauptheld der Mä rchen ist der Mensch aus dem Volke, der aus allen Situationen als Sieger hervorgeht und alle Hindernisse ü berwindet. Immer ist die Sympathie auf Seite der Armen und Arbeitenden. Ihre Gerechtigkeit und Aufrichtigkeit stehen der Habgier und Dummheit der Reichen gegenü ber, was oft als eine Gegenü berstellung von Gutem und Bö sem erscheint. Die Mä rchen schildern die Welt der Handwerker, Fischer, Hirten, Bauern, das Leben der Kinder und alten Leute, auch die Feenwelt der Phantasie, in der gute und bö se Geister wirken. Die guten Geister stehen auf der Seite der Armen und Leidenden und helfen ihnen. Der Mensch muss sich durch edle Taten bewä hren. Hier ist eines der Mä rchen, in dem die Menchen in ihrem Jammer trä umen, wie ihnen in ihrer Not geholfen werden kö nnte. Sie dachten manchmal, das mü ssten Zauberdinge sein. Sie wussten noch nicht, dass man sich in der Not selber helfen muss.
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